Lange rumorte es in der Gerüchteküche, dass Dyson mit einem eigenen Elektroauto kommen wollte. Dann, Ende letzten Jahres, verkündete der findige Brite das Ende des angeblich zwei Milliarden Pfund teuren Projektes. Nun hat Dyson Einblicke in den Entwicklungsprozess gewährt.

Elektroautos scheinen einfacher zu konstruieren zu sein als herkömmliche Gefährte. Zumindest hatte man eine Zeit lang den Eindruck. Überall schoss und schießen Hersteller aus dem Boden, die den etablierten Autobauern die lange Nase zeigen wollen. Erfolgreich hat das bislang aber nur Tesla in größerem Maßstab geschafft, vielen anderen ist die Luft ausgegangen oder tut dies gerade. Beste Beispiele: Faraday Future oder Byton, die trotz deftiger Investitionen ihren Traum vom Fahren nicht ernsthaft auf die Räder bekamen.

Vor einiger Zeit wollte auch Dyson in das Segment der Elektroautos vorstoßen. Zu diesem Zweck hatte man nicht nur ein eigenes Team ab- und eingestellt, sondern auch gleich eine verlassene Luftbasis zum Technologiestandort geadelt. Letztes Jahr dann zogen die Briten die Reißleine. Es war absehbar, dass das Projekt zu teuer würde und zu wenig erfolgversprechend. Nun hat Dyson eine durchaus detaillierte Seite zum Thema veröffentlicht, die aufzeigt, wie viel Herzblut und Engagement im Projekt steckte.

Plattform-Denken

Das Dyson Elektroauto wurde, wie so viele der derzeitigen Konstruktionen, als Plattform entwickelt, um in der Folge unterschiedliche Aufbauten darauf platzieren zu können. Der erste Prototyp war – dem Zeitgeist geschuldet – ein SUV. Mit einem adaptiven Fahrwerk, dass die Karosserie anheben und absenken konnte, wollte Dyson Aerodynamik und Geländegängigkeit verbessern. Die großen Räder sind weit vorne und hinten platziert, um möglichst viel Raum im Inneren zu schaffen, das Konzept beinhaltete schließlich 7 Sitze. Noch beeindruckender war aber die maximale geplante Batteriekapazität. Satte 150 kWh sollten im Maximalausbau im Fahrzeugboden verstaut sein, was für Reichweiten in knapp vierstelligen Bereichen hätte genug sein sollen. Angesichts aktueller Batterietechnik kann man sich ausmalen, was das für ein Gewicht bedeutet hätte und so war es nur logisch, dass Dysons Konstruktion auch ein bisschen eine Wette auf zukünftige Entwicklungen war. Mit Feststoff-Batterien wäre das Gewicht deutlich gesunken, doch auch hier war die Entwicklung noch nicht so weit.

Der Antrieb, zwei identische Motoren mit jeweils 200 kW, also 264 PS, hätten den Dyson trotz seines Gewichts zu respektablen Fahrleistungen beflügelt. Im Gespräch waren eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von gut 200 km/h. Als Verkaufspreis waren stolze 150.000 Pfund avisiert. Die geplante Stückzahl der ersten Produktion die in England erfolgen sollte, waren 5.000 Exemplare. Später war dann eine Produktion in Singapur angedacht, preislich sicher attraktiver und auch näher am chinesischen Markt, den Dyson zu Recht als besonders wichtig ansah. Dyson hatte viele technische Details im Visier. Als Perfektionist hatte er auch das Thema Heizen und Kühlen auf dem Schirm und dafür eine aufwändige Wärmepumpenkonstruktion ersonnen.

Warum das Scheitern?

Der Markt für Elektroautos ist immer noch in der Aufbruchsphase. In vielen Ländern haben massive, steuerliche Förderungen entsprechende Anreize geschaffen, doch Dysons Entwurf schwebte finanziell in meist zu hohen Sphären, als dass ein paar Tausend Euro genügend Anreiz geboten hätten. Das Segment sehr teurer Elektroautos ist noch ausgesprochen klein und die Musik spiel zukünftig geschäftlich sicher in eher bezahlbaren Regionen. Als abzusehen war, dass aus dem Projekt zeitnah kein finanzieller Erfolg werden würde. Zog Dyson die Reißleine. Die bisherigen Investitionen erfolgten zum großen Teil aus seinem privaten Vermögen, was belegt, wieviel Herzblut in der Angelegenheit steckt. Am aufwändig umgebauten Entwicklungsstandort in Hullavington werden aktuell Beatmungsgeräte gebaut. Zukünftig soll dort der Schwerpunkt auf Entwicklungen in den Bereichen Robotik und Umweltschutz liegen. Aber vielleicht, ganz vielleicht, sehen wir ja doch irgendwann ein Elektroauto von Dyson.