Eine vertraute Optik und dennoch ist alles neu: Mit dem EX90 beginnt bei Volvo ein neues, vollelektrisches Zeitalter, denn die brandneue Plattform, auf der der vollwertige Siebensitzer daherkommt, weist den Weg in die neue Elektroära. Nicht nur antriebstechnisch, sondern auch in Sachen Sicherheit und Komfort.

Es ist mal wieder eine Premiere. Mit dem Vorgänger XC90 begann bei Volvo 2015 ein neues Kapitel in Sachen Plattformdenken und Design. Heute, sieben Jahre später steht der Nachfolger für den gelebten Paradigmenwechsel im Hause Volvo. Das siebensitzige SUV ist der erste Vorbote vieler weiterer Modelle, denn jährlich soll jetzt ein neues, reinelektrisches Fahrzeug präsentiert werden.

 

Doch beginnen wir mit dem EX90. Rein optisch ist die Verwandtschaft zum Vorgänger nicht von der Hand zu weisen. Die Formgebung und die Proportionen lassen ganz klar den XC 90 erkennen. Elektrotypisch gibt es eine geschlossene Front, da hier kein Verbrennungsmotor zu kühlen ist. Dafür hat Volvo den Platz unter der Fronthaube für einen Frunk genutzt, der knapp 40 Liter Stauraum bietet. Auch die Lichtsignatur ist zugleich bekannt und doch neu. Vorne thront nach wie vor der charakteristische Hammer Thors, am Heck finden sich die bekannten Klammern, dazu eine punktierte Linie rechts und links der Heckscheibe. Ein weiteres, augenfälliges Detail: Der recht üppige Sensorbuckel oberhalb der Frontscheibe. Dort verbirgt sich der LiDAR-Sensor, der auch jetzt schon für eine bessere Erkennung von Objekten vor dem Auto garantiert. Vor allem soll er aber zukünftig autonomes Fahren auf Level 3 ermöglichen, sofern die rechtlichen Randbedingungen dafür geschaffen sind.

Zeitgemäße Materialität

Die Materialwahl ist ganz zeitgemäß ressourcenorientiert, Stahl und Kunststoffe bestehen bereits zu 15 Prozent aus recyceltem Material, beim Aluminium sind es gar 25 Prozent. Im Innenraum dominiert der gewohnte, skandinavische Minimalismus. Details wie offenporige Hölzer und vegane Sitzmaterialien gehören heute einfach zum guten Ton, zumindest als Option.

 

In Sachen Display dominiert das 15 Zoll große Zentraldisplay im Portraitformat das Armaturenbrett. Darauf wird die bekannte Visualisierung auf Basis von Android Automotive laufen. Man navigiert also wieder mit den bekannten Google-Diensten und kann ergänzend Apps aus dem zugehörigen Store laden. Allerdings wird es vom Start weg auch eine Integration von Apples CarPlay geben, um die Inhalte vom Smartphone zu spiegeln – und das sogar in der Wireless-Variante. Apropos Smartphone – dieses kann beim EX90 als Schlüssel konfiguriert werden. Nähert man sich dann mit diesem an, wird der Volvo nicht nur entriegelt, sondern wählt auch gleich die jeweilig favorisierten Einstellungen an.

 

Für besten Klang sollte auf jeden Fall gesorgt sein, denn es wird wieder ein Soundsystem von Bowers & Wilkins als Option geben. Mit diesem kann man dann sogar Dolby Atmos genießen, sprich der Surroundklang wird mit Lautsprechern im Dachhimmel um die Höheninformation ergänzt. Hinter dem Lenkrad findet der Fahrer sein Display im Querformat mit allen relevanten Fahrinformationen. Dieses lässt sich ebenfalls vielfältig konfigurieren. Last not least ergänzt ein Headup-Display die Informationsmöglichkeiten im EX90.

Sicherheit wie nie zuvor

Mit dem weiter oben erwähnten LiDAR-Sensor verfügt der Volvo als eines der ersten Fahrzeuge am Markt über diesen auf Lasertechnik basierenden Entfernungsmesser. Im Gegensatz zu den bekannten Radarsensoren bietet dieser eine genauere Erkennung von Objekten in großen Distanzen. Für das autonome Fahren ist eine entsprechend präzise Erfassung von Objekten unverzichtbar. Im EX90 trägt der LiDAR zunächst einmal dazu bei, die klassischen Systeme zur Kollisionswarnung und -vermeidung zu ergänzen. Zudem hat der unübersehbare Sensor seinen festen Platz in der Sensorik für autonomes Fahren.

Die Sensorik geht im Innenraum weiter. Ein Kamerasystem überwacht die Konzentration des Fahrers  und ermahnt erst dezent, dann nachhaltig, falls ein Aufmerksamkeitsmanko festgestellt wird. Tritt der Ernstfall ein und der Fahrer ist völlig abgelenkt, eingeschlafen oder gar gesundheitlich angegriffen, kommt der EX90 sicher zum Halt und informiert den Notfalldienst.

Zum Start erst mal mit Topmotorisierungen

Zunächst einmal wird es den EX90 mit zwei sehr kräftigen Antriebsvarianten geben, bei der zwei Elektromotoren für Vortrieb sorgen. In der Ausführung Twin Motor Performance  stellen diese zusammen üppige 380 kW (517 PS) zur Verfügung und liefern noch beeindruckendere 910 Nm. Der Volvo EX90 Twin Motor bietet immerhin noch 300 kW (408 PS) und 770 Nm. Das reicht für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,9 Sekunden, beim Performance-Modell geht das noch eine Sekunde schneller. Elektronisch sind beide Varianten  bei 180 km/h begrenzt.

Wo viel Kraft rauskommt, muss auch viel Batterie drinstecken. Im EX90 sind das zum Modellstart 111 kWh brutto, von denen 107 kWh nutzbar sind. Die Zellen des chinesischen Zulieferers CATL stecken natürlich im Unterboden. Die erzielbare Reichweite laut WLTP liegt bei 590 (Performance) bzw. 600 km. Der kräftige Antrieb ermöglicht übrigens eine respektable Anhängelast von bis zu 2.200 kg.

Laden

107 kWh wollen auch wieder befüllt werden. Das kann der Volvo an AC mit bis zu 11 kW, an DC dürfen es laut der ersten Datenblätter bis zu 250 kW sein. Im besten Fall ist der Akku dann nach 30 Minuten wieder von 0 bis 80 Prozent befüllt. Der typische Ladestopp dürfte also noch schneller absolviert sein.

Optisches Detail: Den Ladeanschluss hat der EX90 hinten links. Das ist im europäischen Straßenverkehr nicht unbedingt praktisch, wenn man am Straßenrand laden muss oder möchte. Am typischen HPC-Lader hingegen macht die Positionierung keinen Unterschied.

Fazit

Mit Abmessungen von 5037 x 1964 x 1747 mm ist der 90er eine durchaus stattliche Erscheinung. Mit einem Gewicht von rund 2800 Kilogramm allerdings auch. Dafür können aber die restlichen technischen Daten durchweg überzeugen. Als Vorbote einer neuen Generation von Fahrzeugen aus Schweden ist das neue Topmodell auf jeden Fall ein gelungener Wurf. In Sachen Styling bleibt man sich treu, bei der Technik ist vieles neu.