Mit dem Q4 e-tron legt Audi jetzt auch in der kompakten Mittelklasse den Spannungsschalter um. Das Elektro-Modell wird im Sommer als SUV und Sportback auf den Markt kommen. Wir waren jetzt mit einem Prototypen auf erster Testfahrt unterwegs, der auch ein intelliges Head-Up-System an Bord hatte.

Prototyp – wenn man es damit zu tun hat, lassen sich Tendenzen erkennen, aber die engültigen Eigenschaften sollen weitgehend verschleiert werden. Vor allem außen: Eine Folierung verbirgt noch den konkreten Blick auf die Karosserie und möglicherweise dort vorhandene scharfe Linien oder Rundungen. So ganz viel lässt sich zur Optik des Audi Q4 e-tron mit seinem nur sanft abfallenden SUV-Dach also noch nicht sagen.

Klar ist indessen, dass der elektrisch angetriebene Q4 in der Länge 4,59 Meter, in der Breite 1,87 Meter und in der Höhe 1,61 Meter messen wird. Der Radstand beträgt 2,76 Meter, woraus sehr kurze Überhänge resultieren. Zu erkennen sind auch die großen Radläufe: Zwischen 19 und 21 Zoll große Räder sind hier möglich.

Elegante Ergonomie

Der Innenraum des Q4 e-tron zeigt sich schon beim gefahrenen Prototypen in seiner ganzen Pracht. Audi hat dem Modell weiterentwickelte Lenkräder mit Doppelspeichen-Design verordnet. Die oberen Speichen tragen Touch-Flächen in Black-Panel-Optik, deren Funktionsbereiche hinterleuchtet sind und so die jeweils aktiven Tasten anzeigen. Leichte Erhebungen grenzen sie voneinander ab und erleichtern die Nutzung, beim Tastendruck erfolgt ein sanftes haptisches Feedback.

Mittig auf dem Armaturenträger ist das zum Fahrer hin geneigte MMI touch-Display angesiedelt. Unterhalb des 11,6 Zoll großen Displays liegt, ebenfalls fahrerorientiert, die Bedieneinheit der Klimatisierung. Darunter ragt als weitere Neuerung eine große Bedieninsel in Black-Panel-Optik in den Raum. Sie trägt den kompakten Shifter für die Fahrstufen, einen Lautstärke-Drehregler, die Start- Stop-Taste, den Warnblinkschalter und die Taste für Audi drive select. Weitere Funktionen liegen hinter fugenlosen Touch-Flächen in Black-Panel-Optik mit weißer Hinterleuchtung.

Schon das alles ist ebenso schick wie praktisch und ergonomisch. In allen vier Türverkleidungen gibt es zudem neue Einschübe für Einliter-Flaschen, die weit oben im vorderen Bereich der Armauflage liegen und sehr gut erreichbar sind. Für diese Lösung mussten Designer und Ingenieure eng zusammenarbeiten, da der Raum in der Tür naturgemäß begrenzt ist. Doch nicht nur für Flaschen ist Platz: Alles in allem gibt es – inklusive Handschuhfach – Ablagen mit einem Gesamtvolumen von 24,8 Litern. Die Mittelkonsole integriert beispielsweise zwei Cupholder sowie ein 4,4 Liter großes Staufach mit Deckel. Gut erreichbar sind zwei (optional vier) USB-C-Buchsen. Auf Wunsch wird es zudem eine phone box für das Handy geben.

Bitte Platz nehmen

Die vorderen Sitze im Q4 e-tron repräsentieren den neuesten Stand der Sicherheitstechnik. Bei einem Seitencrash entfaltet sich neben den seitlichen Airbags zusätzlich der sogenannte Center-Airbag aus der rechten Wange des Fahrersitzes, damit Fahrer und Beifahrer nicht zusammenstoßen. Eine Sitzheizung, elektrische Stellmotoren und eine elektrisch verstellbare Lendenwirbelstütze gibt es auf Wunsch. Neben der Basisvariante gibt es auch Sportsitze mit integrierter Kopfstütze.

Bei den Innenraumfarben können Kunden zwischen Schwarz, Stahlgrau, Santosbraun oder Pergamentbeige wählen. Die Sitzposition in Reihe zwei ist fast sieben Zentimeter höher als vorne, und dennoch bleibt jede Menge Kopfraum. Die Beinfreiheit kann sich locker mit der im Audi Q7 messen. Für das Gepäck stehen im Q4 E-Tron von 520 Liter zur Verfügung. Werden die hinteren Lehnen – im Verhältnis 40:20:40 geteilt – vorgeklappt, stehen bei dachhoher Beladung 1.490 Liter zur Verfügung, allerdings mit einer kleinen Stufe im Boden. So wird der elektrisch angetriebene Q4 zu einem absolut familientauglichen Auto. Das gilt übrigens auch für die Stützlast der optionalen Anhängerkupplung von 75 Kilogramm, die den Transport von E-Fahrrädern möglich macht. Die Anhängelast liegt bei einer Tonne, bei der Allradversion bei 1,2 Tonnen.

Voll unter Strom

Zum Thema Antrieb hält sich Audi noch sehr bedeckt. Doch da die technische Plattform mit der des ID.4 mehr oder weniger identisch ist, können wir ja trefflich spekulieren. Der Allradantrieb dürfte im Spitzenmodell 50 Quattro 220 kW (299 PS) leisten und aus einer Batterie mit 77 kW gespeist werden. Außerdem wird es zwei weitere Varianten mit Heckantrieb geben, und auch Varianten mit 52 kWh Kapazität sind im Bereich des Möglichen.

Auch zum Verbrauch bzw. der Reichweite gibt es in diesem frühen Stadium naturgemäß noch keine Aussagen. Auch hier hilft der Blick auf den VW ID.4: Die Spanne bei den Reichweiten könnte je nach Akkugröße und Leistungsangebot zwischen etwa 340 und mehr als 500 Kilometern liegen. Auf der ausgiebigen Testfahrt mit dem Prototypen über etwa 150 Kilometer mit zwei jeweils knapp 15 Kilometer langen Volllaststücken auf der Autobahn, Zwischensprints zum Überholen auf der Landstraße und ansonsten ruhigem Dahingleiten standen 23,9 verbrauchte Kilowattstunden auf dem Bordcomputer.

Faszineriend: Führung mit Durchblick

Absolutes Highlight ist ein optional erhältliches Augmented Reality Head-up-Display, das etwa 3.500 Euro Aufpreis kosten wird. Es spiegelt in zwei voneinander getrennten Ebenen – ein Status- und ein Augmented Reality (AR)-Bereich – wichtige Informationen auf die Windschutzscheibe.

Die Hinweise einiger Assistenzsysteme, die Abbiegepfeile der Navigation sowie ihre Start- und Zielpunkte werden als Inhalte des AR-Bereichs dargestellt, in einer gefühlten Entfernung von etwa zehn Metern.

Interior

Unter diesem Feld ihm liegt ein flaches Fenster, der sogenannte Statusbereich. Hier werden das gefahrene Tempo, die Verkehrszeichen sowie die Assistenz- und Navigationssymbole angezeigt. Bei der eigentlichen Navigation spielt das Augmented Reality Head-up-Display seine Stärken besonders eindrucksvoll aus. Hier kommt so etwas wie eine Drohne zum Einsatz. Ein schwebender Pfeil zeigt auf dem Display den nächsten Aktionspunkt auf der Route an. Vor einer Kreuzung beispielsweise kündigt zunächst der schwebende Pfeil das Abbiegemanöver an, bevor ein animierter Pfeil zielgenau in die Straße weist.

Geht es danach geradeaus weiter, fliegt die Drohne voraus und verschwindet, um rechtzeitig vor dem nächsten Aktionspunkt wieder zu erscheinen. Das erleichtert die Orientierung während der Fahrt enorm. Im unteren Fenster des Nahbereichs ist die Distanz zur Abbiegestelle zusätzlich in Metern zu sehen.

Wenn der Fahrer den Adaptiven Fahrassistent aktiviert hat, der das Auto in der Mitte der Spur führt, reagiert das Augmented Reality Head-up-Display mit optischen Hinweisen. Sobald sich der Wagen ohne zu blinken einer Begrenzungslinie nähert, überlagert die Spurverlassenswarnung die reale Fahrbahnmarkierung mit einer roten Linie. Bei der Hardware hat Audi ins Konzernregal gegriffen, die Software mit den Symbolen und Algorithmen aber wurde in Ingolstadt selbst entwickelt.

Wie erwartet gut unterwegs

Ohne Wenn und Aber: Audi hat seine Hausaufgaben wieder einmal sehr gut gemacht. Der Q4 e-tron liegt klasse in der Hand. Das liegt sowohl an der exakt reagierenden Lenkung als auch an dem bestens abgestimmten Fahrwerk. Der Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit ist gelungen. In wirklich rasant genommenen Kurven bleibt der elektrische Q4 brav in der vorgegebenen Spur, stellt den Fahrer vor keinerlei Probleme. Bei der Fahrt über ramponierten Straßenbelag bleiben Stöße oder Schläge für die Insassen weitestgehend aus. Federung und Dämpfung filtern fast alles weg.

In diesem Segment tummeln sich inzwischen immer mehr Anbieter. So wird sich Audi der Konkurrenz von Ioniq 5, Volvo XC 40 Recharge und auch Mercedes EQC stehen zur Wahl. Der Einstiegspreis des Q4 e-tron wird bei knapp unter 42.000 Euro (Sportback um die 2.000 Euro mehr) liegen. Die Förderung kann noch abgezogen werden.

Gute Aussichten

Der Audi Q4 e-tron ist fraglos ein attraktives Angebot. Es sind nicht nur die beeindruckenden Fahreindrücke mit dem Prototypen der SUV-Version, die das untermauern. Technische und ergonomische Besonderheiten tragen ebenso zu einem außergewöhnlich guten Gesamtbild bei wie das enorme Platzangebot sowie die schicke Gestaltung des Passagierabteils.