VW elektrifiziert den Touareg. Unter Strom zeigt sich das Flaggschiff der Marke als doppeltes Lottchen. Als eHybrid hat das Oberklasse-SUV eine Systemleistung von 381, als Touareg R satte 462 PS.

Im menschlichen Leben wären sie so etwas wie zweieiige Zwillinge: identische DNA, optisch ähnlich, bei der Kraftentfaltung und der Ausstattung aber doch erhebliche Unterschiede. VW hat mit dem Touareg eHybrid und dem Touareg R ein Hybrid-Duo auf die Räder gestellt, von dem der eine Vertreter vor allem auf hohen Reisekomfort, der andere vermehrt auf Sportlichkeit ausgelegt ist. 

Der Ausbau der Touareg-Baureihe mit den beiden Plug-in-Hybrid-Versionen ist in zwei Leistungsklassen unterteilt. Dabei wartet der eHybrid mit einer Systemleistung von 381 PS und einem Drehmoment von 600 Newtonmetern (Nm) auf. Das System setzt sich zusammen aus einer 136 PS starken E-Maschine , einem Dreiliter-V6-Turbobenziner mit 340 PS  sowie einer Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie, die einen Energiegehalt von brutto 17,9 Kilowattstunden (kWh/14,1 kWh netto) hat und im Unterboden des 610 Liter großen Kofferraums verbaut ist.

Der Zwillingsbruder Touareg R hat auf dem Weg in die große weite Automobilwelt einen Umweg  über die Mucki-Bude der Volkswagen R GmbH genommen. Deren Techniker haben den Hybridantrieb mit einer sportlicheren Software-Applikation konfiguriert, um die in dieser Hinsicht hohen Ansprüche der R-Kunden zu erfüllen. Aus dem gleichen Antriebsstrang fließt nun eine Systemleistung von 462 PS verbunden mit einem maximalen Systemdrehmoment von 700 Nm auf die – wie beim e-Hybrid – generell vier angetriebenen Räder. Die Kraftübertragung erfolgt in beiden Fällen über eine Achtgang-Tiptronic und über ein Verteilergetriebe. Als Verteilergetriebe für den Kraftfluss zwischen Vorder- und Hinterachse fungiert dabei ein selbstsperrendes Mittendifferenzial. Maximal 70 Prozent der Antriebskraft gelangen an die Vorder-, bis zu 80 Prozent an die Hinterachse. Hier unterscheiden sich die Plug-in-Varianten nicht von den reinen Verbrennern.

Der R mit stärkerem Antritt

Während sich das Geschwisterpaar in Sachen Höchsttempo (abgeregelt bei Tempo 250) nichts schenkt, sieht es beim Antritt schon anders aus. Hier liegt der VW Touareg R mit 5,1 Sekunden für den Standardsprint aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde um 0,8 Sekunden vor seinem Bruder. Und auch bei schnell gefahrenen Überholmanövern machen sich das Plus an Leistung und Drehmoment bemerkbar. In der tagtäglichen Praxis aber sind die Unterschiede kaum spürbar. 

Beide neuen Allrad-Plug-In-Hybrid- Modelle ermöglichen eine elektrische WLTP-Reichweite von etwa 47 Kilometern und fahren bis zu einem Tempo von 130 bei Bedarf rein elektrisch.  VW-Sprecher Martin Hube betont, dass die Autos damit ideal zum typischen Nutzungsverhalten der Autofahrer passen. Er weist in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur  hin, nach der 99 Prozent aller Fahrten in Deutschland, dem bevölkerungsreichsten Land Europas, kürzer als 100 Kilometer sind. „Auf diesen Distanzen punktet der Plug-In-Hybridantrieb bei geladener Batterie mit einem besonders niedrigen Kraftstoff- und Energieverbrauch. Dabei gilt, dass die Fahrer von Plug-In-Hybridmodellen die Batterien ebenso oft laden wie die Fahrer von Elektroautos, wie das renommierte Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einer groß angelegten Studie – durchgeführt in den USA und Deutschland – analysiert hat.“ Geladen wird je nach Stromquelle mit 2,3 oder 3,6 Kilowatt Wechselstrom (AC). Dementsprechend unterscheiden sich die Ladezeiten. An der Haushaltssteckdose ist der komplett leere Akku in etwa sechs bis sieben Stunden wieder voll.  Gemanagt wird das Laden vollautomatisch mit einem integrierten Ladegerät.

Bei Bergabfahrten wird gesegelt

Neue Energie bekommt die Batterie aber zudem während der Fahrt. Über die Rekuperation – Energierückgewinnung beim Bremsen – wird der Akku permanent ein wenig mit Strom versorgt. Dieser Nachschub reicht aus, damit beide Modelle den V6-Motor beim Verzögern und auf Passagen mit Gefälle immer wieder komplett abschalten und dabei lokal emissionsfrei segeln können. Der Fahrer bemerkt das lediglich, wenn der Drehzahlmesser plötzlich auf der Nullmarkierung verharrt. Dort bleibt die Anzeige aber auch dann, wenn der E-Modus aktiviert  und der Akku ausreichend geladen ist. 

Im Langstreckenbetrieb ist es laut Hube aber sinnvoll, in den Hybrid-Modus zu wechseln. Das Zusammenspiel beider Maschinen führe zu einem niedrigen Durchschnittsverbrauch und hohen Gesamtreichweiten. 

Eine weitere Optimierung der Reichweiten ist möglich, wenn das Fahrtziel über das serienmäßige Navigationssystem angesteuert und der Hybridmodus ausgewählt wird. Dann nämlich ist die so genannte prädiktive Hybridstrategie aktiv. Die bindet über  Kartendaten und GPS die Topographie mit in die Routenberechnung ein, um so die am effizientesten befahrbare Strecke anbieten zu können. Zum anderen kann der VW Touareg dann prädiktiv – also vorausschauend – Hinweise an den Fahrer übermitteln. Damit der etwa vor einer Kurve frühzeitig verzögert, um so die optimale Rekuperation nutzen zu können. Bei aktiver und ebenfalls serienmäßiger automatische Distanzregelung  oder des  optionalen „Travel Assist“ (assistiertes Fahren mit automatischer Längs- und Querführung) managen das der Touareg eHybrid und Touareg R automatisch. Und schließlich ist es möglich, im Zielgebiet rein elektrisch unterwegs zu sein.  Beim Start muss dazu über das Infotainmentsystem eingegeben werden, wieviel Prozent der Batteriekapazität reserviert werden soll.

Auch die Hybride mit 3,5 Tonnen Anhängelast

Zeigen die beiden Hybrid-Modelle hier wie auch bei der weiterhin bestehenden  Anhängelast von 3,5 Tonnen Einigkeit, gehen sie in Sachen Optik und Ausstattung getrennte Wege. Der Touareg R rollt werksseitig sowohl mit dem Ausstattungspaket R-Line als auch mit dem Design-Paket Black Style an. Das ist aber nicht alles. An Bord sind zudem unter anderem LED-Matrixscheinwerfer,  Lederausstattung und 20-Zoll-Räder. 

Für den  e-Hybrid, der serienmäßig auf 18-Zoll-Rädern steht, sind zwei unterschiedliche Ausrichtungen zu haben. Eine etwas wärmere Optik des Innenraums im „Atmosphere“. Wer es lieber technischer mag, der wählt  „Elegance“. Das Innovision Cockpit mit dem Digital Cockpit  (digitale Zwölf-Zoll-Instrumente) und dem Infotainmentsystem Discover Premium  (15-Zoll-TFT-Touchscreen),  ein Panorama-Ausstell-/Schiebedach und  eine  Vierzonen-Klimaautomatik sind bei den beiden Hybriden immer im Preis inbegriffen. Der eHybrid startet bei 72.378 Euro, der Touareg R bei 84.660 Euro.