Opel hat den Manta elektrifiziert. Also – genauer gesagt: ein einziges Exemplar. Der aufwändig restaurierte und vor allem eben elektrisch modifizierte Kultrenner stand in einer alten Werkshalle in Rüsselsheim zum statischen Erstkontakt bereit. Und der macht Freude.

ElektroMOD? Nie gehört? Nun, das ist gewissermaßen die moderne Variante von RestoMOD. Und was ist das nun wieder? Der Begriff setzt sich aus Restaurieren und Modifizieren zusammen, ein Trend, der Liebhabern älterer Automobile die Kombination mit neuer, alltagstauglicher Technik verspricht.

Beides hat Opel beim Manta mit Bravour vereint, denn was uns hier in der leicht abgerockten Werkshalle anstrahlt, ist ein originaler Manta von 1970, in dem ein elektrisches Herz schlägt. Eine wilde, aber gelungene Kombination aus alt und neu. Man könnte, wenn man denn wollte, den Manta jederzeit wieder in seinen Originalzustand bringen, aber wer sollte das wollen?

Facelift wörtlich genommen

Die Linie war in den 70ern schön und ist es auch heute noch. Das elegante Coupé brach Herzen, und das gilt auch für den derbe modifizierten Mante GSE. Der bekam kurzerhand das neue Markengesicht verpasst, den Opel Vizor, also die durchgehende, schwarze Front. Diese ermöglicht aber unterschiedlichste Inszenierungen, denn hinter ihr verbirgt sich ein großflächiges Display. Dieses erzeugt nicht nur die opeltypische Lichtsignatur, sondern das großformatige Panel, das sich nahezu über die komplette Breite erstreckt, erlaubt die Anzeige und Animation des Opel-Emblems und kann ganze Texte und Animationen darstellen.

Da liegt der Name Pixel Vizor auf der Hand. Eine rollende Werbetafel also? Mitnichten, irgendwie steht dem Manta das moderne Gesicht ausgezeichnet. Und während der Fahrt sind die Displays natürlich auch aus. Dann strahlen zwei konventionelle, aber eben STVZO-konforme Scheinwerfer durch den dunklen Kunststoff.

Details einer modifizierten Designikone

An den Flanken erblickt man neben den eleganten Felgen ein Signet in Manta-Form, ganz wie beim Original. Doch auch dieses hat es in sich, denn in dem kleinteiligen Gepixel verbirgt sich ein QR-Code, der Interessenten direkt auf die Homepage des Manta führt. Rechts hinten scheint weiterhin der Tankdeckel zu sitzen, doch tatsächlich verbirgt sich hinter dem Drehverschluss nun ein Typ-2- Steckverbinder zum Laden der Batterie.

Am Heck schließlich erblicken wir quasi das Gegenstück zum Opel Vizor. Die Rückleuchten – ganz klassisch in Kreisform – stehen aus der Panelfläche hervor und demonstrieren so ebenfalls die Einheit von Vergangenheit und Zukunft. Der Manta-Schriftzug ist an die Typographie des Mokka angelehnt und wurde oben auf der Kofferraumhaube platziert.

Moderne Technik meets klassisches Interieur

Im Inneren scheint fast alles beim Alten zu sein, zumindest wenn man auf Lenkrad und Schaltknüppel blickt, doch wo beim Manta typische Rundinstrumente waren, findet sich beim GSe ein Display. Hier wird alles Relevante angezeigt, von der Geschwindigkeit bis zum Ladezustand, aber auch nicht mehr. Einen gewissen Minimalismus wollte man sich bewahren.

Doch keine Angst, verspielte Naturen befriedigt der zweite Bildschirm, der sich in der Mitte des Armaturenbretts befindet. Hier laufen beim GSe erst einmal unterhaltsame Videos, es ist aber denkbar, den Bildschirm auch für Navigation und alle Formen des Infotainments zu nutzen. Beide Bildschirme sind übrigens mit einer homogenen Kunststoffoberfläche verbunden, ganz wie beim Pure Panel, das man aus dem Mokka kennt.

Unter dem Armaturenbrett finden sich die Bedienelemente aus den 70ern, und diese sind auch weitestgehend in Funktion. Am Lichtknopf wird gezogen, um die Autolichter zu aktivieren, der oberste Heizungsregler hingegen dient nun dazu, die Rekuperationsstufe zu variieren. Da durch das Pure Panel die zentralen Lüftungsdüsen geopfert werden mussten, strömt die Luft nun aus dem Autoradioschacht. Und das Autoradio? Fehlanzeige. Stattdessen findet sich nun auf der Mittelablage ein kräftiger Bluetooth-Lautsprecher von Marshall. Passt zum Auto, würden wir sagen.

Apropos Bedienelemente: Der Schalthebel ist noch voll in Funktion. Man kann also damit zwischen den vier Gängen und dem Rückwärtsgang wechseln. Die Gangspreizung passt zwar nur bedingt zu einem Elektromotor, sie wahrt aber das klassische Auto-Feeling, wenn man dies denn möchte. Man kann auch das Kupplungspedal nutzen, allerdings spürt man nur einen Placebo-Effekt.

GSe: Elektrotuning

Kommen wir zu den Fakten, die die Elektro-Nerds interessieren: Der Elektromotor im Manta GSe liefert 108 kW oder etwa 147 PS. Das lässt erkennen, dass es sich nicht um einen Antrieb aus dem PSA- bzw. Stellantis-Regal handelt. Stattdessen wurde der Manta in Zusammenarbeit mit einem Profi für Elektro-Umbauten aus Süddeutschland entwickelt, schließlich sollte ja am Opel so viel wie möglich original bleiben.

Nichtsdestotrotz bringt der E-Antrieb mehr Leistung als die Verbrenner aus damaligen Zeiten auf die Straße, und mit 255 Nm dürfte der den Hecktriebler auch ordentlich nach vorne schieben. Im Kofferraum brachten die Entwickler Akkus mit rund 31 kWh unter, womit der Manta Reichweiten von 200 km erreichen soll. Das klingt angesichts des vergleichsweise geringen Gewichts von 1.150 Kilo nicht unrealistisch. So ist der GSe übrigens gerade mal 150 kg schwerer als das Original.

Geladen wird der elektrische Rochen über den bereits erwähnten Typ-2-Anschluss, und das mit maximal etwa 9 kW bei dreiphasiger Versorgung. An einer Wallbox dürfte der Manta GSe so in knapp vier Stunden wieder randvoll sein, über die Schuko-Steckdose muss man schon mit etwa 15 Stunden rechnen. Doch so einen restogeMODdeten Manta wird man ja kaum für den täglichen Weg zur Arbeit einsetzen.

Manta und Mokka

Es ist erstaunlich, wie sehr Opel bei diesem Projekt der Brückenschlag zwischen Historie und Gegenwart geglückt ist. Einen Oldtimer in ein elektrisches Fahrzeug zu verwandeln, ist ja schon Herausforderung genug. Dass man es aber gleichzeitig geschafft hat, die neuen Markenelemente wie den Vizor und das Pure Panel zu übertragen, ohne dass diese wie Fremdkörper wirken, ist bewundernswert.

Opel Manta GSe ElektroMOD

Insofern ist der Manta zwar kein Technologietransfer aus dem bestehenden Baukasten, dafür aber ein sehr gelungener Imagetransfer. Stellt man Mokka und Manta nebeneinander, erkennt man gleich die Familienzugehörigkeit. Nicht schlecht, für zwei Autos, die von ihrer Wesensart und ihrem Alter unterschiedlicher kaum sein könnten. Insgesamt wirkt der Manta GSe ElektroMOD wie aus einem Guss. Es ist nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern ein lebender Beweis dafür, dass auch die Gegenwart noch jede Menge Bezug zu Opels Geschichte haben kann.