BMW ist einer der Elektropioniere. Mit dem sehr charakteristischen, vollelektrischen i3 und dem sportlichen Plug-In-Hybrid i8 schrieben die Münchner zweifellos Elektrogeschichte. Nun kommt mit dem iX3 das erste „normale“ Auto von BMW mit purem Elektroantrieb. Doch außer dem Äußeren ist hier kaum etwas konventionell.

SUVs sind bei den Kunden beliebt, bei einer kleinen, meinungsmachenden Schicht allerdings völlig zu Unrecht verpönt. Sei’s drum, dann gibt man dem iX3, wie seinen Geschwistern mit Plug-In bzw. Verbrenner, eben den Namen SAV für Sports Activity Vehicle. Zu Recht, wie wir finden.

Nicht nur ein i vorgesetzt

Der iX3 ist mitnichten nur eine irgendwie auf Elektro umgerüstetete Fahrzeugvariante. Die Technik im populären SUV aus München ist von Grund auf neu entwickelt, die Entwicklungsstufe hört intern auf die Bezeichnung Gen5 eDrive. Das beginnt beim neuen Motor, der im Vergleich zum Antrieb aus dem aktuellen i3 eine um 30 Prozent gesteigerte Leistungsdichte hat, also das Verhältnis von Gewicht zu Ausgangsleistung. Der Antrieb im iX3 produziert bei vergleichbarer Größe zu dem des i3 beachtliche 210kW und ein Drehmoment von 400 Nm, letzteres selbstverständlich direkt aus dem Stand. Neben der schieren Leistung unterscheidet sich der neue Antrieb zudem durch ein deutlich verringertes Geräuschniveau. Der eigentliche Fokus lag aber auf der Effizienz des Motors, was sich in beeindruckenden WLTP-Verbrauchswerten manifestiert.

Die Batterie liefert eine Kapazität von 80 kWh brutto, von denen netto 74 kWh zur Verfügung stehen. Auch hier konnte die Leistungsdichte gegenüber dem i3 deutlich gesteigert werden, immerhin um 20 Prozent. Auch der Anteil am vieldiskutierten Kobalt ist um nahezu zwei Drittel gesunken. Genauer gesagt sind es 62 Prozent und zudem hat BMW die Herkunft der verwendeten Materialien genauestens im Blick.

Höchst effiziente, adaptive Rekuperation

Der dritte große verbrauchssenkende Faktor ist die Rekuperation. Statt dem vom i3 gewohnten One-Pedal-Driving hat man dem iX3 zusätzlich eine adaptive Rekuperation mit auf den Weg gegeben. Der Wechsel zwischen beiden Varianten erfolgt mit dem Wählhebel, also völlig unkompliziert und intuitiv. Die „normale“ Rekuperation lässt sich zudem in drei Stufen variieren. Die adaptive Energierückgewinnung basiert einerseits auf den Daten, die die Fahrzeugsensoren liefern, also beispielsweise vorausfahrendem Verkehr, Verkehrsschildern oder auch Ampeln. Den anderen Part übernimmt die Routenplanung, die berücksichtigt, wenn voraus Kurven oder Kreisverkehre sind, die eine Geschwindigkeitsreduzierung erfordern. Diese erfolgt dann souverän durch Rekuperation, sodass wertvolle Energie zurückgewonnen werden kann. Insgesamt erspart der adaptive Modus in etwa 90 Prozent aller typischen Bremssituationen Eingriffe des Fahrers mit dem Bremspedal. Das wirkt sich natürlich auf den Verbrauch aus. So gibt BMW an, dass etwa 25 Prozent der exzellenten WLTP-Resultate auf die intelligente Verzögerung zurückzuführen sind, doch zum Verbrauch kommen wir später.

Vertrautes Outfit

Äußerlich wirkt der iX3 zunächst einmal wie seine Brüder mit Verbrenner- oder PHEV-Antrieb. Allerdings gibt es markante Merkmale wie die weitgehend geschlossene Niere und leicht modifizierte Front- und Heckschürzen. Sehr markant sind die dem iX3 vorbehaltenen Leichtmetallräder, die nicht nur eine optische Differenzierung bringen, sondern die WLTP-Reichweite durch ihre Aerodynamik tatsächlich um 10 km erhöhen. Wer seinen „elektrischen“ X3 noch erkennbarer machen will, kann das mit metallisch-blauen Akzenten tun.

Der bekannte Formfaktor führt auch dazu, dass man im Innenraum keine Zugeständnisse machen muss. Der vorhandene Platz für Passagiere und Gepäck ist identisch zu den anderen Versionen und kann auch absolut begeistern. Auch in der zweiten Reihe sitzt man hervorragend und der normale Gepäckraum unterscheidet sich nicht von den Versionen mit Verbrenner.

Maximale Konnektivität im BMW iX3

Auch im Inneren gibt der iX3 keine Rätsel auf. Das gewohnt gut aufgeteilte Armaturenbrett mit dem großformatigen Display und die seit Jahren perfekt strukturierte Bedienung, wahlweise über den Drehregler auf der Mittelkonsole oder den Touchscreen werden von einer Spracheingabe komplettiert, den BMW Personal Assistant. Dieser versteht auch natürliche Sprache und reagiert so auf Befehle wie „Mir ist kalt“ oder auch „Mir ist langweilig“ oder „Ich will mehr Bass“.

Mit Remote Software Updates wird das Betriebssystem des iX3 auf dem laufenden gehalten. Die integrierte SIM-Karte kümmert sich um den Download der Daten, der Fahrer muss für das Update nur sicherstellen, dass das Auto dann etwa 20 oder 30 Minuten ungestört die Elektronik auf den neuesten Stand bringen kann, also nicht in Bewegung ist. Also aktiviert man das Update am besten, wenn man den BMW gerade irgendwo geparkt hat, denn man muss als Fahrer nicht dabei sein.

Top Features eine Selbstverständlichkeit

Das Features wie Android Auto oder Apple CarPlay mit an Bord sind, versteht sich hier eigentlich von selbst. Letzteres übrigens auch in der komplett drahtlosen Variante, sodass man sein iPhone einfach ganz entspannt in die induktive Ladeschale legen kann und sich nicht mehr mit lästigen Kabeln herumschlagen muss. Die Ladeschale und das iPhone kommen übrigens auch ins Spiel, wenn man das einzigartige Feature des digitalen Autoschlüssels nutzen möchte, denn der iX3 kann ganz lässig über Apples Smartphone oder gar die Apple Watch geöffnet und gestartet werden.

Um dieses Feature zu aktivieren benötigt man beide konventionellen Autoschlüssel, die gleichzeitig in der Ladeschale liegen müssen, so ist sichergestellt, dass nur der Besitzer des Fahrzeuges diesen Zugang nutzen kann. Ist das Smartphone dann mal aktiviert, kann man allerdings bis zu 5 weitere Nutzer freischalten, die dann ebenfalls den iX3 nutzen können. Wo gewünscht, nur in einem beschränkten Modus mit begrenzter Höchstgeschwindigkeit und Radiolautstärke. Um zu starten muss das freigeschaltete Smartphone dann übrigens in der Ladeschale liegen, das gilt auch für die AppleWatch, die man dann gegebenenfalls abnehmen muss.

Sound im Innenraum und Außen

Das verringerte Geräuschniveau des Antriebs hat BMW übrigens genutzt, um dem iX3 seine ganz eigene Soundkomposition mit auf den Weg zu geben. Schon beim Starten ertönt der vom bekannten Komponisten Hans Zimmer entworfene Einschaltsound im Innenraum. Während der Fahrt generiert der BMW dann einen sehr angenehmen Sound innen wir außen. Im normalen Fahrmodus ist das Ganze ausgesprochen dezent, sodass man es kaum wahrnimmt, zumindest nicht negativ. Bei aktiviertem Sportmodus wird es drinnen wie draußen etwas lauter und vernehmlicher. Kann man machen, muss man aber nicht.

Beeindruckend geringer Verbrauch unter WLTP-Niveau

Genug der Theorie, ab auf die Straße. Zum Testtermin Ende Oktober herrschten rund um München noch ausgesprochen angenehme Temperaturen, sodass wir leichten Herzens die Heizung deaktivieren konnten. Allerdings ist diese dank Wärmepumpe so effizient, dass sie sich kaum auf den Verbrauch auswirkt.

Unsere ausgedehnte Testrunde von knapp 200 Kilometern führte uns über die Landstraßen rund um die Landeshauptstadt, aber auch mitten durch die City. Zu guter Letzt haben wir uns noch ein wenig auf der Autobahn ausgetobt, im Wesentlichen bei Tempi zwischen 100 und 135 km/h. Der letztere Wert wird vom BMW automatisch eingeregelt, wenn man den Tempomaten machen lässt und die Schildererkennung kein Tempolimit meldet. Ansonsten ließ er den iX3 einstellbar jeweils 5 km/h schneller rennen als erlaubt, in der Stadt allerdings hält sich der Geschwindigkeits- und Fahrspurassistent akribisch an die Vorgaben, was im Münchner Stadtgebiet nur zu empfehlen ist.

Apropos Fahrspurassistent:

Dieser funktioniert hervorragend und visualisiert im Fahrerdisplay auch den Verkehr rund um das Auto, was einem ein extrem sicheres Gefühl gibt, da man die Sensorik auf diese Art ein wenig überprüfen kann. In Kombination mit der adaptiven Rekuperation legt der iX3 so ein nahezu perfektes Fahrverhalten an den Tag und das macht sich auch beim Verbrauch bemerkbar. Im Mittel hatten wir nach unserem Trip gerade mal 16,5 kWh/100 km auf der Verbrauchsanzeige, was noch unter dem ohnehin guten WLTP-Wert liegt. Wer mag oder muss, kann den iX3 aber auch auf Geschwindigkeiten jenseits von 180 km/h beschleunigen, dann steigt der Verbrauch allerdings schnell an. 

Wer sich also mit dem Gasfuß, pardon, dem Stromfuß ein wenig zurückhält, sollte in der Tat auch bei Langstrecken Distanzen von mehr als 350 km zurücklegen können, bevor es ans Laden geht. Bei größeren Distanzen und entsprechend häufigerem Laden bis zu 80 oder vielleicht 90 Prozent der Akkukapazität sind dann immer noch 300 km drin. Für ein Auto dieser Kategorie ein beeindruckender Wert.

Flottes Laden bis zu 150 kW

Und damit wären wir auch schon beim Thema Laden. Auf dem Papier schafft der BMW iX3 bis zu 150 kW Ladeleistung an Gleichstrom, was wir in der Kürze der Zeit einfach noch nicht ausprobieren konnten. Die Ladekurve sieht auf jeden Fall vielversprechend aus, sodass bis zu einem Akkuladestand von 50 Prozent nahezu die maximale Leistung fließen kann. Selbst bei der üblichen Vorgabe von 80 Prozent als oberem Wert auf längeren Distanzen sind noch knapp 80 kW realistisch. An Wechselstrom genehmigt sich der BMW bis zu 11 kW, auf diese Art ist das Vollladen über Nacht an der heimischen Wallbox oder während des Tages in der Firma ebenfalls kein Problem.

Die Abrechnung unterwegs erfolgt übrigens ganz souverän mit der BMW Charging Card. Diese ermöglicht den Zugang an allen von der exzellenten Bordnavigation vorgeschlagenen und in die Tour integrierten Lademöglichkeiten, darunter natürlich auch den schnellen IONITY-Stationen. Da BMW ja zu den Gründungsmitgliedern gehört, ist das Laden hier auch preislich ausgesprochen attraktiv.

BMW iX3: Das vermutlich effizienteste, elektrische SUV zurzeit

Gemessen an der Fahrzeugkategorie und dem Platzangebot liefert BMW mit dem iX3 das zurzeit wohl effizienteste vollelektrische SUV, pardon SAV ab. Viel Innenraum und ganz viel begeisternde Technik gehen hier mit einem beeindruckend niedrigen Verbrauch und hoher Alltagstauglichkeit, auch in Sachen Laden einher. Das führt uns dann wieder zur Argumentation vom Anfang: SUVS sind die zurzeit beliebteste Automobilkategorie bei Käufern und wenn das Produkt so effizient ist wie der BMW iX3, sind Argumente der Feinde dieser Bauform nur sehr schwer nachzuvollziehen.

Rechtzeitig zur Markteinführung hat BMW auch noch den Basispreis auf 66.300 Euro (inkl. 19 5 MwSt.) gesenkt, sodass der iX3 mit einer Förderung von 7.500 Euro bezuschusst wird und als Firmenfahrzeug in den Genuss der 0,5-Prozent-Regel kommt. Wie sagt man immer so schön? Alles richtig gemacht.

BMW iX3

Komplett ausgestattetes SUV mit extrem gelungenem Mix aus Ausstattung und Technik. Beeindruckend niedriger Verbrauch sorgt für ausgesprochen alltagstaugliche Reichweiten. Das vermutlich effizienteste Elektro-SUV seiner Klasse zurzeit.

Infos:

Fahrzeugkategorie:                SUV

Typ:                                        batterieelektrisch

Antrieb:                                  Heckantrieb elektrisch

                                               Elektromotor 210 kW

Technik/Kapazität:                 Li-Io, 80 kWh brutto, 74 kWh netto

Reichweite / Ladegeschwindigkeit

Reichweite (WLTP):                460 km

Ladeleistung AC:                    11 kW

Ladezeit AC auf 100%:           420 min

Ladeleistung DC:                    150 kW

Ladezeit DC 20 auf 80%:        ca. 30 min

Performance

Höchstgeschwindigkeit:         180 km/h

Beschleunigung

0-60 km/h                              3,7 s

0-100 km/h:                           6,8 s

Verbrauch WLTP:                   19,0 kWh/100 km

Verbrauch im Test

Gemischt:                               16,5 kWh/100 km

Technische Daten

Abmessungen:                       4734 x 1891 x 1668 mm

Leergewicht / Zuladung:        2185 kg / 540 kg

Kaufpreis inkl. Akku:              ab 66.300 Euro