Kurswechsel im Renault-Konzern

Mehr als einen Turnaround kündigt Luca de Meo, CEO von Renault, an: Eine Transformation des Geschäftsmodells schwebt ihm vor, bei dem Renault mit vier Säulen in der Allianz mit Nissan und Mitsubishi besseren Zeiten entgegengeht. Die dabei entstehenden Ideen klingen lecker – und sehen noch besser aus.

Margen und Rentabilität verbessern, neue Fahrzeugsegmente erschließen – das klingt noch recht konventionell, was de Meo bis 2025 erreichen möchte. Unter anderem sollen dabei allein bis 2023 bis zu zwei Milliaren Euro an Einsparungen gefunden worden sein. Interessant wird es dann ab 2025, wenn Renault sich zu einem Vorreiter der neuen Mobilität wandeln möchte. Technologie, Energie, Mobilität – die Elektrifizierung soll ganz vorn stehen, und dabei soll Renault weniger auf Volumen als auf Wertschöpfung wert legen – ein Philosophiewandel im Vergleich zum bisherigen Konzernkapitän Carlos Ghosn.

Der „neue“ Konzern Renault soll auf vier Säulen stehen: Renault, Dacia/Lada, Alpine und einem neuen Bereich namens Mobilize. Jeder Bereich bekommt dabei ein eigenes, geschärftes Profil, um sich von den anderen abzugrenzen – etwas, was dem Bereich Mobilize schon von Haus aus gelingen wird: Er fasst neue Geschäftsfelder aus Daten-, Mobilitäts- und Energiedienstleistungen zusammen und soll 2030 20 Prozent des Konzernumsatzes generieren.

Vier Säulen: Renault

Technologie, Service und saubere Energie sollen bei der Neuaufstellung der Marke Renault im Vordergrund stehen und den wichtigsten Bereich des Konzerns stärken. Dazu sollen bis 2025 in einer „Nouvelle Vague“ (Neue Welle) 14 neue Modelle auf den Markt kommen, von denen sieben voll elektrisch unterwegs sein sollen. Ebenfalls sieben der 14 Modelle werden im C/D-Segment angesiedelt sein – 2025 möchte Renault 45 Prozent seines Umsatzes in diesem Marktbereich erwirtschaften, ohne seine Führungsrolle im B-Segment abzugeben.

Als Appetithappen hat Renault zur Präsentation der „Renaulution“ den Renault 5 Prototype mitgebracht. Der gelbe Flitzer bringt das neu interpretierte Design einer Ikone der Cityflitzer mit, in dem das RS-Design mit einem elektrischen Antrieb kombiniert wird. Witzig: Die „Lufthutze“ auf der Motorhaube, die früher den Turbo beatmete, nimmt heute den Ladeanschluss auf. Geschärfte Scheinwerfer, das Textildach und die Trikolore an den Außenspiegelgehäusen sollen französischen Charme versprühen.

Vier Säulen: Dacia-Lada

Eine gemeinsame Geschäftseinheit sollen die beiden aus Osteuropa stammenden Marken im Renault-Konzern bilden. Deren Modelle sollen auf der CMF-B-Plattform aufbauen, um Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit, Qualität und Attraktivität weiter zu erhöhen. Dabei soll die Anzahl der Karrosserietypen von 18 auf 11, die Anzahl der Plattformen von vier auf eine reduziert werden. Dacia soll dabei den pfiffigeren, trendigeren Part der Einheit darstellen.

Als ersten Vorgucker brachte man die SUV-Studie Dacia Bigster Concept mit, ein SUV des C-Segments zum Preis eines Modells aus dem B-Segment. Neben Benzinern und LPG sollen Dacia-Modelle auch mit E-TECH-Antrieben von Renault ausgestattet werden.

Vier Säulen: Alpine

Unter dem klassischen Namen will Renault die Sportaktivitäten der bisherigen drei Einheiten Alpine Cars, Renault Sport Cars und Renault Sport Racing bündeln. Neben der Formel 1 und anderen Motor-Sportarten werden rein elektrische Sportwagen auf der Agenda stehen. Ein Beispiel soll ein gemeinsam mit Lotus entwickelter Nachfolger der Alpine A110 werden. Der könnte auch auf der Plattform CMF-B entstehen, während ein elektrischer Sports Crossover im C-Segment sich der CMF-EV-Plattform bedient.

Neu gezeigt wurden Bilder von einem Alpine Formel 1 Showcar –bei Renault geht es also vielen Unkenrufen zum Trotz auch mit der Königsklasse weiter. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.

Vier Säulen: Mobilize

Renault gründet eine neue Marke, beispielsweise für innovative Shared-Mobility-Konzepte. Dazu wurden erste Bilder des EZ-1 Prototype gezeigt. Der soll das ideale Gefährt für die Stadt dar: Das kompakte, wendige Elektrofahrzeug für zwei Personen ist vernetzt. Mit 2,30 Metern passt er in die vollen Städte dieser Zeit, und er soll vor allem über Sharing-Dienste zum Einsatz kommen. Die funktionieren natürlich via Smartphone-App. Ein Akku-Wechselsystem sorgt dafür, dass immer genug Strom zur Verfügung steht.