Initiative Elektromobilität zweiter Teil: Die Förderung für Elektroautos wird angehoben.

Eine Million Ladepunkte bis 2030 und bis zu 6.000 Euro Förderung für jeden Akku-Stromer (BEV), immerhin noch bis zu 4.500 für Plug-in-Hybride (PHEV) – in Berlin scheint angekommen zu sein, dass die bisherigen Maßnahmen ein Schuss in den (als Verbrenner ausgelegten) Holzofen waren. Diese Förderungen gelten bis zum Neupreis von 40.000 Euro, danach sinken die Förderungen auf 5.000 bzw. 4.000 Euro. Bis Ende 2021 zugelassene Autos müssen 40 km weit kommen, ohne nachzuladen, dann 60 und ab 2025 80 km.

Parallel dazu bekennt man sich in Berlin anscheinend dazu, dass Wasserstoff einer der Energieträger der Zukunft sein könnte. „Innovationen und Investitionen in die vielfältigen Technologien zur Erzeugung und Weiterverarbeitung, Transport und Speicherung sowie Verwendung von CO2-freiem Wasserstoff fördern und die gute Ausgangsposition der deutschen Industrie unterstützen“ lautet eine Formulierung in einem Regierungspapier – das klingt irgendwie ein bisschen hinter der Welt angesichts der Tatsache, dass der Autor dieser Zeilen vor etwa zwanzig Jahren erstmals über Brennstoffzellen zur Versorgung von Häusern und Automobilen geschrieben hat. Nur: Wer hat diese Politiker so hinters Licht geführt?

Zusammen mit kommenden Modellen gibt es also Hoffnung, dass sich ein paar Dinge zum Guten wenden, da auch alternative Kraftstoffe den Weg in die Förderung gefunden zu haben scheinen. Gibt es also ein Umdenken hin zu praktikablen Lösungen, statt immer nur auf die vor irgendwelchen Hintergründen „besten“ Wege setzen zu wollen, die an der Praxis vorbei gehen?

Bestes Beispiel, dass schleunigst von Politik, ausführenden Aufbauern und Standortgenehmigern des Ladenetzes und vor allem Autoherstellern (Ladegeschwindigkeiten, sinnvolle Akkugrößen) geliefert werden muss: aufladen des in dieser Ausgabe getesteten Nissan Leaf. Als Besitzer einer „Laternengarage“ ohne eigenen Ladepunkt besteht beim Tester die freie Auswahl zwischen mindestens zwei Kilometer weit entfernten Ladesäulen. An den drei nächstgelegenen tröpfeln – im dritten Anlauf: eine Karte funktionierte nicht, obwohl passend ausgewiesen, und die zweite erst im zweiten Versuch – 6,6 kW in den „Tank“. Macht geschätzt neun Stunden bis zum gefüllten Akku. Und der nächste 50-kW-Lader – an dem auch noch etwa zwei Stunden benötigt werden – ist zehn Kilometer weg. Praktikabel? Sozusagen überhaupt nicht.

Aber vielleicht ist ja doch die jetzt als Innovation „entdeckte“ Wasserstoff- oder Methanol-betriebene Brennstoffzelle der vielleicht ökologisch nicht optimale, aber doch sinnvollste Weg in die Elektromobilität? Oder synthetische Kraftstoffe für Verbrenner das ökologisch sinnvollere Werkzeug? Zumindest im ersten Punkt ist der Autor dieser Zeilen fast sicher, dass da einige Jahre lang tief und fest geschlafen wurde – vielleicht sogar durch Schlafmittelvergabe interessierter Stellen.

Und wirklich aus den Puschen gekommen ist man in Berlin (Stand 17. Februar) immer noch nicht, obwohl aus Brüssel das Ok schon vorliegt. Einige Autohersteller fühlen sich daher genötigt, eigene Prämienerhöhungen anzubieten.

Update April 2020: Inzwischen ist die Förderung auch im Handel angekommen. Leider verzögert sich die Realisierung der begrüßenswerten Aktion durch die Corona-Krise auf unbestimmte Zeit. Außerdem hat die erhöhte Förderprämie schon ein erstes Opfer: Nach Angaben des Hersteller hat sie die Kalkulation des e.Go derart durcheinandergewirbelt, dass man den Kleinstwagen nicht mehr sinnvoll herstellen und anbieten kann. Der Preisvorteil wäre einfach dahin.