
Nach dem Kauf des Elektroautos folgt unweigerlich irgendwann das Laden. Und wenn man das nicht ausschließlich zu Hause oder bei der Arbeit absolvieren kann oder will, muss man sich mit Ladestromanbietern beschäftigen. Und das ist komplexer, als man denkt. Versuchen wir uns an einem Überblick.
Laden ist ja grundsätzlich ganz einfach: Stecker rein, Strom ins Auto. Doch muss man vorher ja stets die entsprechende Säule dazu bewegen, die Stromlieferung auch freizugeben und das geschieht – je nach Anbieter und Säule – wahlweise per App, per RFID-Karte, per Ad-hoc-Zahlung oder im bequemsten Fall per Plug and Charge. Erklären wir kurz die entsprechenden Verfahren.
RFID-Karte
Die RFID-Karte ist eine der am weitesten verbreiteten Methoden zur Authentifizierung an Ladesäulen. Diese Plastikkarte oder der Schlüsselanhänger enthält einen RFID-Chip, der mit dem Ladekonto des Nutzers verknüpft ist. Um den Ladevorgang zu starten, hält man die Karte einfach an das Lesegerät der Ladesäule. Die Abrechnung erfolgt dann über die hinterlegte Zahlungsmethode wie Kreditkarte oder PayPal.
– Vorteile: Einfache Handhabung, breite Akzeptanz
– Nachteile: Mögliche Roaming-Gebühren, Abhängigkeit von Smartphone oder Karte
App-basierte Lösung
Viele Ladesäulenbetreiber bieten auch eine Smartphone-App an, mit der man den Ladevorgang starten und bezahlen kann. Oft findet man an der Ladesäule einen QR-Code, den man mit dem Smartphone scannt, um zur entsprechenden App weitergeleitet zu werden. Nach der Installation und Registrierung kann man den Ladevorgang direkt über die App freischalten und steuern.
– Vorteile: Einfache Handhabung, breite Akzeptanz
– Nachteile: Mögliche Roaming-Gebühren, Abhängigkeit von Smartphone oder Karte
Ad-hoc-Laden
Für spontane Ladevorgänge ohne vorherige Registrierung gibt es die Möglichkeit des Ad-hoc-Ladens. Seit 2017 ist diese Option gesetzlich vorgeschrieben und muss an jeder öffentlichen Ladesäule angeboten werden. Hierbei kann man direkt an der Säule mit Kredit- oder EC-Karte bezahlen, ohne sich vorher bei einem Anbieter registrieren zu müssen.
– Vorteile: Spontan und flexibel, keine Registrierung nötig
– Nachteile: Oft teurer als vertragliche Tarife
Plug and Charge
Die bequemste Methode ist Plug and Charge (PnC). Bei dieser Technologie kommunizieren das Elektroauto und die Ladestation direkt miteinander. Sobald das Ladekabel eingesteckt wird, authentifiziert sich das Fahrzeug automatisch an der Säule, und der Ladevorgang startet ohne weitere Interaktion des Fahrers. Diese Methode macht das Aufladen so einfach wie das Laden eines Smartphones.
– Vorteile: Höchster Komfort, automatische Authentifizierung
– Nachteile: Noch nicht flächendeckend verfügbar, nur bei kompatiblen Fahrzeugen und Ladesäulen
Was kostet der Spaß?
So weit, so verwirrt? Es wird noch schlimmer, denn neben den unterschiedlichen Verfahren zur Freischaltung gibt es noch etwas viel undurchsichtigeres: Den Tarifdschungel. Während man mit einem Verbrenner einfach auf eine Tankstelle fährt und den dort ausgewiesenen, mittlerweile recht hohen Preis zahlt, ist das bei Ladesäulen anders. Je nachdem, mit welchem Anbieter man dort zu laden gedenkt, können sich die Preise nämlich erheblich unterscheiden. Und dazu kommen dann oft auch noch verschiedene Preismodelle eines Anbieters, je nachdem, ob man gewillt ist, eine monatliche Grundgebühr zu zahlen. Ein Beispiel: An einer Schnellladesäule von Ionity zahlt man, wenn man dies einfach per EC- oder Kreditkarte an der Säule macht, 69 ct pro Kilowattstunde. Im Tarif „Passport Motion“ mit einer monatlichen Grundgebühr von 5,99 Euro sind es dann nur noch 49 ct und im Tarif „Passport Power“ sind es nur noch 39 ct. Abhängig von der monatlichen Fahrleistung rechnen sich die Abomodelle als Nutzer also recht schnell.
„Die wirklich relevante Einheit, die Kilowattstunde am Schnellader kann in einer Konstellation nur 39 Cent kosten, in einer anderen fast einen Euro oder gelegentlich auch mehr. „
Grundsätzlich muss man dann noch zwischen Anbietern unterscheiden, die nur das Laden an ihren eigenen Säulen ermöglichen und solchen, die universell nutzbar sind, also „Roaming“-Abkommen mit den anderen Anbietern haben. Bei Letzteren kann man mit nur einer Karte oder App nahtlos an nahezu allen Säulen laden, die anderen sind eben Spezialisten, bieten aber dafür oft bessere Preise. Verwirrt? Es geht weiter, denn zu den meist europaweit agierenden Anbietern kommen noch unzählige lokale Strom-Dealer hinzu, meist die lokalen Stadtwerke. Aber ruhig Blut, im Grunde genommen ist das alles gar nicht so schlimm. Entscheidend ist das tägliche Nutzungsverhalten. Wer sich ohnehin im Dunstkreis seines Zuhauses bewegt, schaut, welche Anbieter dort überhaupt vertreten sind. Wer viel auf Langstrecke unterwegs ist, fährt eventuell mit mehreren Apps oder einem Kartendoppel gut. Ein Spezialist, dessen Säulen man bevorzugt ansteuert und bei dem man daher einen Abo-Tarif auswählt und einer der universellen Anbieter, um auch für andere Ladesäulen gerüstet zu sein.