Dass Elektromotoren auch zu beeindruckender Leistungsentfaltung fähig sind, ist bekannt. Was also, wenn man ein ikonisches Crossover einfach mal mit richtig viel Leistung auf die Straße lässt? Wir haben es im Kia EV6 GT ausprobiert.

Die Form ist so bekannt wie wiedererkennbar. Mit dem EV6 hat Kia eine unverkennbare Silhouette geschaffen, bei der jeder weiß: Hier geht es elektrisch voran. Und die Version mit den beiden zusätzlichen Lettern G und T steht für eine besonders eloquente Leistungsentfaltung. Lassen wir uns also (an)treiben und schauen wir mal, wieviel Vergnügen Leistung machen kann.

Vernunft plus

Doch halt, zunächst will der Kauf so eines Gefährts ja mal gerechtfertigt werden. Und das fällt beim GT nicht schwer. Der Formfaktor taugt zum Reisen, auch für die Familie, das Raumangebot inklusive des Gepäckabteils mit seinen 480 Litern ist völlig in Ordnung. Bei umgeklappter Rückbank lassen sich sogar 1260 Liter unterbringen. Klar, das ist kein Kombi, aber eben sehr praktikabel. Dazu gehört auch der Frunk mit seinen 20 Litern, der problemlos das Ladekabel fasst.

Vergnügen plus

Kommen wir zu den Daten, die den EV6 GT unterscheiden. Klar, hier sind zwei Motoren am Werk. Der vordere liefert 160 kW, der hintere 270. Das summiert sich nicht nur rechnerisch, sondern auch in der Praxis auf 430 Kilowatt und zarte 740 Nm Drehmoment, die mit den rund 2,2 Tonnen des Koreaners wahrlich leichtes Spiel haben. Das manifestiert sich im Spurt auf die 100er Marke in gerade mal 3,5 Sekunden, vor allem aber im Alltag mit einer Leistungsentfaltung, die man sonst nur bei Sportlimousinen aus dem Süden der Republik und ihren technischen Derivaten findet – allerdings zu deutlich anderen Preisen. Wann immer es einem nach Leistung gelüstet, ist sie da, speziell, wenn man vorher den unübersehbaren, neongelben GT-Taster im Lenkrad betätigt hat.

„Wann immer es einem nach Leistung gelüstet, ist sie da, speziell, wenn man vorher den unübersehbaren, neongelben GT-Taster im Lenkrad betätigt hat“

Dann ist der GT nämlich in maximaler Sport- und Spurtbereitschaft und hängt am Fahrpedal wie ein Koreaner am Kimchi. Der Spaß hört dann übrigens auch erst bei 260 km/h auf und die 10 km/h Differenz zur Selbstkasteiung vieler anderer Autos (geschweige denn der 180er Fraktion) macht den kleinen, aber feinen Unterschied aus. Vorausgesetzt, Strecke und Randbedingungen geben das her. Die eigentliche Stärke des GT ist aber seine Souveränität bei alltäglichen Fahrten. Die gerne zitierten Überholmanöver auf der Landstraße gehen ihm mit unvergleichlicher Lässigkeit von der Hand und das Einfädeln auf der Autobahn bedarf nur noch selten des Blicks nach hinten, sondern eher der Orientierung nach vorne.  Ach ja, Kurven kann er auch, man merkt wieviel Feinarbeit die Entwickler ins Fahrwerk gesteckt haben. Das ist nicht nur ein hochmotorisiertes Serienauto, sondern ein Sportgerät mit entsprechendem Fahrverhalten.

Verbrauch plus

Wir haben den EV6 GT auch vorsichtig gefahren und konnten ihn durchaus in die Regionen des WLTP-Verbrauchs von etwa 20 kWh/100 km bringen. Aber so ein Auto kauft man sich, um Spaß zu haben und das hat leider Folgen. An der 30er Marke kratzt man schnell und wenn öfter mal Tempi um 200 im Display stehen, kann man diesen Wert auch überbieten. Im Mittel standen nach unserem knapp zweiwöchigen Test dann 26,3 kWh/100 km im Display. Absolut gesehen nicht wenig, gemessen am Fahrspaß aber ein durchaus vernünftiger Wert.

Preis plus, aber fair

Was kostet das Vergnügen? Nun, der Kia EV6 GT steht mit 72.990 Euro in der Preisliste. Das Positive daran? Das war es, es gibt kaum aufpreispflichtige Optionen außer einem Glasschiebedach für 1200 Euro, Sitzventilation vorne für 390 Euro und vier Farben für 980 oder 1500 Euro. Sparfüchse müssen den GT in „Runway Rot“ fahren, Schwarz, Blau, Weiß und Mattgrau kosten extra, wobei wir tatsächlich zur teuren, matten Variante tendieren würden. „Fully loaded“ stehen dann 76.080 Euro im Konfigurator. Auch das ist absolut gesehen nicht wenig, gemessen am weiter oben genannten Wettbewerb aber eben bestechend günstig. Und wer sich jetzt spontan verliebt hat, aber mit kleinerem Budget unterwegs ist. Den „normalen“ EV6 gibt es bereits ab 46.990 Euro.

Infos:

  • Fahrzeugkategorie:                     Crossover
  • Typ:                                                 batterieelektrisch
  • Antrieb:                                          Allradantrieb elektrisch
  •                                                           2 x Elektromotor 160 und 270 kW
  • Batteriekapazität:                       77,4/XXX kWh (brutto/netto)

Reichweite / Ladegeschwindigkeit

  • Reichweite (WLTP):                     424 km
  • Ladeleistung AC:                         11 kW
  • Ladezeit AC auf 100%: ca. 440 min
  • Ladeleistung DC:                         240 kW
  • Ladezeit DC 20 auf 80%:           ca. 18 min
  • Ladestecker/Position:                CCS / hinten rechts

Performance

  • Höchstgeschwindigkeit:            260 km/h
  • 0-100 km/h:                                  3,5 s
  • Verbrauch WLTP:                         20,6 kWh/100 km
  • Gesamt:                                          26,3 kWh/100 km

Technische Daten

  • Abmessungen:              4695 x 1890 x 1545 mm
  • Kofferraumvolumen:                 480 l bis 1260 l
  • Leergewicht / Zuladung:           2200 kg / 410 kg
  • Anhängelast / Stützlast:             1800 kg / 100 kg
  • Kaufpreis inkl. Akku:                  ab 72.990 Euro