Zwei Karosserievarianten, drei Leistungsstufen, zwei Batteriegrößen sowie Heck- oder Allradantrieb: Mit dem Q4 e-tron und dem Q4 Sportback e-tron hat Audi sein Elektroangebot in der SUV-Kompaktklasse breit aufgestellt.
VW ID.4, Skoda Enyaq – da fehlt doch noch was. Mit dem elektrischen Kollegen Audi Q4 und seinem sportlicheren Ableger mit dem Beinamen Sportback komplettiert sich die Palette der Kompakt-SUV aus dem VW-Konzern. Gemeinsame Basis: die elektrische Konzernplattform MEB.
Ungleiche Zwillinge
Vom Start weg bietet Audi den Q4 e-tron in der klassischen SUV-Version und als Sportback an. Beide Karosserievarianten sind 4,59 Meter lang und haben einen Radstand von 2,76 Metern. Große Räder (19 bis 21 Zoll), kurze Überhänge und eine so genannte schnelle, also relativ flach stehende A-Säule sind optische Merkmale beider Versionen des Q4 e-tron.
Philipp Römers, seit kurzem Leiter des Exterieur-Designs bei Audi, weist zudem auf die ausdrucksstark gezeichnete vordere Haube hin, die sich bis über die breit ausgestellten Radhäuser streckt. Aus denen wiederum zieht sich eine markante Sicke bis unter die Außenspiegel. Am Heck fallen der große Diffusor, die durchgezogene Lichtleiste und beim Sportback ein sich über den unteren Bereich des Heckfensters spannender Spoiler auf. Ansonsten wurde die Außenhaut auf möglichst gute Aerodynamik ausgelegt. Das SUV hat einen cW-Wert von 0,28, der Sportback von 0,26.
Lebens-Raum
Schon die Maße versprechen ein sattes Raumangebot, ein Versprechen, das in der Praxis mehr als eingehalten wird. Das gilt vor allem für den Bereich im Fond, der sich mit dem eines Q7 locker messen kann. Die Architektur des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) macht’s möglich.
Die Sitzposition in Reihe zwei liegt fast sieben Zentimeter höher als vorne, dennoch bleibt bei einer Fahrzeughöhe von 1,61 und einer Breite von 1,87 Metern jede Menge Kopf- und Ellenbogenfreiheit. Im Passagierabteil stehen Ablagefächer mit einem Gesamtvolumen von knapp 25 Litern zur Verfügung. Die Mittelkonsole integriert beispielsweise zwei Cupholder sowie ein 4,4 Liter großes Staufach mit Deckel. Klasse ist die neue Anordnung der Fächer für Getränkeflaschen: In allen vier Türverkleidungen gibt es Einschübe für Einliter-Flaschen, die weit oben im vorderen Bereich der Armauflage liegen und damit ergonomisch sehr gut erreichbar sind.
Das Augmented Reality Head-up-Display spiegelt in zwei voneinander getrennten Ebenen wichtige Informationen auf die Windschutzscheibe – dem Status- und dem Augmented Reality (AR)-Bereich lassen sich so eindeutig erfassen. Die Hinweise einiger Assistenzsysteme, die Abbiegepfeile der Navigation sowie ihre Start- und Zielpunkte werden als Inhalte des AR-Bereichs dargestellt, in einer gefühlten Entfernung von etwa zehn Metern. Unter diesem Feld ihm liegt ein flaches Fenster, der sogenannte Statusbereich. Hier werden das gefahrene Tempo, die Verkehrszeichen sowie die Assistenz- und Navigationssymbole angezeigt. Bei der Navigation spielt das Augmented Reality Head-up-Display seine Stärken besonders eindrucksvoll aus. Hier kommt so etwas wie eine Drohne zum Einsatz. Ein schwebender Pfeil zeigt auf dem Display den nächsten Aktionspunkt auf der Route an.
Anfassqualitäten
Generell besticht der Q4 e-tron im Innenraum mit hoher Qualitätsanmutung. Mittig auf dem Armaturenträger ist das zum Platz am Steuer hin geneigte MMI touch-Display angesiedelt. Unterhalb des je nach Ausstattung 10,1 oder 11,6 Zoll großen Displays liegt, ebenfalls zum Fahrer orientiert, die Bedieneinheit der Klimatisierung. Darunter streckt sich als weitere Neuerung eine große Bedieninsel in Black-Panel-Optik in den Raum. Sie trägt den kompakten Shifter für die Wahl der Fahrstufen, einen Lautstärke-Drehregler, die Start-Stop-Taste, den Warnblinkschalter und die Taste für Audi drive select.
Ergänzend gibt es Tasten für weitere Funktionen, die als fugenlose Touch-Flächen in Black-Panel-Optik gestaltet und weiß hinterleuchtet sind. Alles wirkt edel und hochwertig. Gut erreichbar sind zwei (optional vier) USB-C-Buchsen. Auf Wunsch gibt es zudem eine phone box für das Mobiltelefon.
Der Kofferraum des Q4 e-tron hat ein Volumen von 520 Litern. Werden die hinteren Lehnen – im Verhältnis 40:20:40 geteilt – vorgeklappt, stehen auf einer leider nicht ganz ebenen Fläche bei dachhoher Beladung 1.490 Liter zur Verfügung. Beim Sportback sind es 535 beziehungsweise 1.460 Liter. Wer sich für einen Quattro-Antrieb entscheidet, kann mit der optionalen Anhängerkupplung bis zu 1,2 Tonnen ziehen – vier Zentner mehr als beim Antrieb mit zwei Rädern. Die Stützlast beträgt immer 75 Kilogramm.
Drei Stufen Leistung
Mit einer Leistung von 125 kW (170 PS) und einem Drehmoment von 310 Newtonmetern (Nm) ist der Q4 35 e-tron das Einstiegsmodell in die Baureihe. Eine permanent erregte Synchronmaschine (PSM) an der Hinterachse übernimmt den Antrieb. Die Energie für den E-Motor liefert eine kompakte Batterie mit 52 Kilowattstunden (kWh/55 kWh brutto). Während die SUV-Version (Verbrauch 19,1 kWh) nach der WLTP-Norm damit auf eine Reichweite von bis zu 341 Kilometern kommt, sind es beim Sportback (18,6 kWh) 349 Kilometer.
Ebenfalls über die Hinterräder angetrieben wird der Q4 40 e-tron. Doch hier baut Audi einerseits die größere Batterie mit einer Kapazität von 77 kWh (brutto 82 kWh) ein. Auf der anderen Seite steigt auch die Leistung. Die E-Maschine gibt 150 kW (204 PS) und 310 Nm ab. Bis zu 520 Kilometer geben die Ingolstädter als maximale Reichweite an.
Während beim 35 und 40 das Höchsttempo bei 160 Kilometern pro Stunde abgeregelt wird, liegt die Spitzengeschwindigkeit beim Topmodell Q4 50 e-tron Quattro bei 180. Zum Einsatz kommt hier ebenfalls der größere Akku. Doch müssen hier zwei E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 220 kW (299 PS) und einem Drehmoment von 460 Nm mit Energie versorgt werden. Zum hinteren Antrieb, identisch mit dem im Q4 40 e-tron, gesellt sich hier ein 80 kW (109 PS) starkes E-Aggregat mit 162 Nm an der Vorderachse.
Die sportlicheren Leistungsdaten wirken sich entsprechend auf die Reichweite aus. Bis zu 488 Kilometer schafft das SUV, bis zu 497 sollen es beim Sportback sein. Der laut WLTP-Norm angegebene Verbrauch von 19,9 kWh für das SUV dürfte wohl nur bei zurückhaltend eingesetztem rechten Fuß und wärmeren Außentemperaturen zu erreichen sein. Bei zum Teil recht flott zurückgelegten Testfahrten über knapp 100 Kilometer mit einem so motorisierten Prototypen und einer Thermometeranzeige von vier Grad zeigte der Bordcomputer abschließend einen Verbrauch von 23,2 kWh an.
Energiezufuhr
Um die Batterien mit Strom zu versorgen, haben alle Modelle des Q4 e-tron generell einen CCS-Ladeanschluss an Bord, um entweder Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC) zu laden Der Q4 35 e-tron kann mit bis zu 7,4 kW Leistung laden, die anderen Modelle mit bis zu elf kW. Unterwegs dient das serienmäßige Mode-3-Kabel zum Wechselstromladen an AC-Säulen.
Der Audi e-tron Charging Service gewährt auf Wunsch Zugang zu etwa 210.000 öffentlichen Ladepunkten in 26 Ländern Europas. Eine einzige Ladekarte genügt dafür. An den schnellen HPC-Säulen laden die Elektro-SUV von Audi mit bis zu 100 kW (Q4 35 e-tron) beziehungsweise maximal 125 kW (alle anderen Modelle). An einer solchen Station kann ein Q4 40 e-tron unter idealen Bedingungen in gut zehn Minuten Strom für etwa 130 Kilometer Strecke nachladen.
Im MMI-System ist eine automatische Rekuperation einstellbar. Wenn das Auto auf eine Zone zufährt, die ein niedrigeres Tempo erzwingt oder wenn es auf einen langsameren Vorausfahrenden aufläuft, versucht das Antriebsmanagement, durch Segeln Tempo abzubauen. Falls die Strecke dafür nicht ausreicht, wechselt es in die Schubrekuperation. Voraussetzung für die automatische Rekuperation ist, dass der prädiktive Effizienzassistent aktiviert ist.
Aus Effizienzgründen hat Audi den Q4 e-tron so ausgelegt, dass der Wagen so oft wie möglich in den Segelmodus geht. Wird in der Stufe D das Fahrpedal freigeben, wechselt der Antrieb in diesen Modus. Beide E-Maschinen – beziehungsweise die hintere bei den Modellen mit Heckantrieb – laufen dann frei mit. Dessen ungeachtet gibt es mehrere Möglichkeiten, die Rekuperation zu beeinflussen. In der Fahrstufe B rekuperiert der Antrieb im Schub fast immer, allerdings nicht bis zum Stillstand des Autos. Falls im optionalen Fahrdynamiksystem Audi drive select (Serie beim Sportback) der Modus „dynamic“ eingestellt ist, findet die Rekuperation auch in der Fahrstufe D statt, jedoch etwas schwächer als in B. Mit den optionalen Lenkradwippen lassen sich in der Stufe D zusätzlich drei unterschiedlich starke manuelle Rekuperationsstufen anwählen.
Mehrstufen-Entertainer
Das Infotainmentangebot im Audi Q4 e-tron und im Q4 Sportback e-tron ist in drei Stufen verfügbar: MMI, MMI plus und MMI pro. Auf jeder Stufe dient der leistungsfähige MIB 3, die Schaltzentrale für Medien, Telefonie und Navigation, als technisches Rückgrat. Schon das serienmäßige System MMI Basis bringt einen DAB+-Tuner und das MMI touch-Display mit 10,1 Zoll Größe mit. Mit der Ausbaustufe MMI plus kommen das Audi virtual cockpit, das 11,6-Zoll-Display (voraussichtlich gegen Ende 2021), ein WLAN-Hotspot für die Endgeräte der Passagiere und die Basisservices von Audi connect Navigation & Infotainment an Bord der kompakten Elektro-SUVs.
Die Topausstattung MMI pro bringt das Audi virtual cockpit plus, das Audi smartphone interface mit kabelloser Verbindung und das Augmented Reality Head-up-Display mit. Dazu kommen die „plus“-Dienste von Audi connect Navigation & Infotainment, darunter die Navigation mit Google Earth, die Online Spracheingabe, das Online Radio und das Hybrid-Radio.
Die US-amerikanische Hi-Fi-Marke Sonos liefert als neuer und exklusiver Partner von Audi das Premium-Soundsystem. Es ist in den Audi soundCube, eine vollintegrierte Software-Umgebung, eingebunden. Der Sonamic-Panorama-Algorithmus, den das Fraunhofer-Institut entwickelt hat, verteilt die Signale auf zehn Lautsprecher. Die vier Hochtonlautsprecher und der Centerspeaker werden von einem Verstärker angesteuert, der in den MIB 3 integriert ist. Für die ebenfalls vier Tieftonlautsprecher und den Subwoofer im Gepäckraum ist ein separater Achtkanal-Booster zuständig. Beide Verstärker bieten zusammen 580 Watt Leistung.
Helferlein
Ein Frontradar, eine Frontkamera, vier Umfeldkameras, zwei Heckradare und acht Ultraschallsensoren: In der Vollausstattung deckt die Sensorik des Q4 e-tron ein großes Messfeld und zahlreiche Verkehrssituationen ab. Wichtige Fahrerassistenzsysteme wie beispielsweise der Spurverlassenswarner, das Sicherheitssystem Pre Sense Front oder der Abbiegeassistent sind Serie, die optionalen Systeme sind in vier Pakete aufgeteilt – das Assistenzpaket, das Assistenzpaket plus, das Assistenzpaket pro und das Sicherheitspaket.
Erster Fahreindruck
Zu den Fahreindrücken lässt sich derzeit noch nicht so viel sagen, da wir lediglich weit vor der Weltpremiere mit einem Prototypen unterwegs waren. Dabei zeigte sich die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung Audi-typisch mit einer weiten Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Zudem ist der Wendekreis von 10,20 Metern beim Heckantrieb Garant dafür, dass sich der Q4 e-tron in der Stadt problemlos bewegen lässt.
Preis
Der Verkauf des Q4 e-tron beginnt im Juni zu Preisen ab 41.900 Euro, abzüglich der Förderung von 9.000 Euro. Ein ziemlich gutes Angebot. Doch der Wettbewerb hat mit Volvo XC40 Recharge, Ford Mustang Mach e, VW ID.4, Skoda Enyaq oder auch Ioniq5 inzwischen eine Menge zu bieten.