Was Google mit Android Automotive OS schon seit einiger Zeit macht – wenn auch nach unserer Meinung eher halbherzig – soll 2023 auch Apples CarPlay können. Statt nur ein paar Icons in der bekannten CarPlay Variante übernimmt Apple dann alle Screens des Autos und visualisiert auch die Fahrzeugdaten. Wir sind höchst gespannt.

Erste Integrationen Ende 2023, angekündigt sind Marken wie Audi, Land Rover, Ford, Porsche, Polestar und Volvo.

Nachdem Automobilhersteller seit Jahrzehnten ihre eigenen Benutzeroberflächen programmiert und gestaltet haben, scheint es nun an der Zeit für eine Wachablösung. Google hat das mit Android Automotive OS vorgemacht, das Ergebnis kann man bei Fahrzeugen von Volvo oder Polestar sehen und auch der neue Smart soll mit dem Betriebssystem von Google unter der Haube auf den Markt kommen.

 

Der Schritt macht durchaus Sinn, denn immer öfter nutzen wir ohnehin die auf die Fahrzeugdisplays „gespiegelten“ Apps unserer Smartphones. Wir navigieren mit Google Maps, Apples Karten oder TomTom Go, statt uns auf die in vielen Fällen veralteten Daten der Fahrzeugnavi zu verlassen. Die Musik oder Podcasts kommen von unseren Lieblings-Apps, sofern diese für den Einsatz im Auto freigegeben sind und auch der gewohnte Sprachassistent ist auf diese Art mit an Bord.

Konsequent? Bei Google bislang nicht

Warum soll man das also nicht konsequenter umsetzen, dachte man sich bei Google und entwickelte Android Automotive OS. Das Google-eigene Betriebssystem fürs Auto ist nicht mehr auf ein Smartphone angewiesen. Stattdessen vernetzt man seinen Google Account und hat fortan alle Kontakte, zuletzt gesuchte Ziele etc. direkt im Auto griffbereit. Soweit, so gut, doch bei den Drittanbieter-Apps ist Google noch recht zögerlich. Dieses Zögern will man bei Apple jetzt ganz offensichtlich ausnutzen und hat im Rahmen der alljährlichen Entwicklerkonferenz WWDC angekündigt, dass CarPlay eine ähnliche, wenn nicht gar weitergehende Ausbaustufe bekommen wird. Ein schnittiges Video zur Keynote zeigte, wie man sich das in Cupertino vorstellt und wir können nur sagen: Hut ab.

In der Simulation hat man sich ein luxuriöses, ultrabreites Display geschnappt und darauf in herrlichsten Animationen alles demonstriert, was ein zukünftiges Betriebssystem fürs Auto begehrenswert macht. Im Fahrerdisplay soll es unterschiedliche, frei wählbare Visualisierungen von klassischen Rundinstrumenten bis hin zu minimalistischen Balkenanzeigen geben. Im Zentraldisplay können unterschiedliche Widgets angezeigt werden, die vom Bordcomputer über anstehende Termine bis hin zur aktuellen Mediennutzung einen schnellen Überblick verschaffen. Und natürlich soll via HomeKit auch die Smart Home Steuerung auf diese Art ihren Weg ins Auto finden.

Tief in der Bordelektronik

Andersherum ist die Vernetzung mit dem Auto sehr tiefgehend. Im Video werden Funktionen wie Klimasteuerung, Sitz- und Lenkradheizung visualisiert. Ebenso werden Verbräuche dargestellt, interessanterweise alles noch ganz traditionell mit „Fuel“ statt „Battery“. Da scheinen noch ein paar ältere Semester das Sagen bei der Gestaltung zu haben oder man möchte schlicht keinerlei Hinweise auf das seit Jahren als Gerücht drohende „Apple Car“ geben, dass selbstverständlich einen Elektroantrieb haben wird, wenn es denn mal kommt.

 

Spannend ist gerade in diesem Kontext die Integration der Navigation für die elektrische Routenplanung. Für das „normale“ CarPlay hat Apple parallel angekündigt, dass die App Karten nun auch die Routenplanung über mehrere Zwischenziele beherrschen soll. Die Strecke lässt sich sogar bequem am heimischen Mac vorplanen und dann ans iPhone übertragen. Das kommt doch Elektromobilisten wie gerufen.

 

Alles vom iPhone?

Im Video wurde gesagt, dass die komplette Darstellung sowie Kommunikation mit dem Auto durch das iPhone geschieht, was gegenüber der Android-Variante ein spannender Ansatz ist. Sicherlich haben die aktuellen Smartphones von Apple genug Rechenpower, andererseits darf man dann sein Smartphone nicht vergessen oder dieses sich nicht aufhängen. Im Gegenzug dürfte die Integration deutlich einfacher sein. Perspektivisch dürften natürlich Apples neue Prozessoren aus dem Mac-Portfolio eine hervorragende Wahl sein.

 

Wann denn?

Apple hat erste Integrationen für die zweite Jahreshälfte 2023 angekündigt. Das ist angesichts der Entwicklungszyklen bei Automobilherstellern eine verdammt kurze Zeit, spricht jedoch andererseits dafür, dass man schon länger im Gespräch ist. Interessant ist die Liste der Autohersteller, die Apple zur WWDC genannt hat. Audi, Mercedes und Porsche sind hier als deutsche Premiumhersteller genannt. Jaguar und Land Rover sollen ebenfalls dabei sein. Von US-Seite Ford und Lincoln. Aus Japan Honda und Nissan mit ihren Edelmarken Acura und Infiniti. Uns haben aber vor allem Volvo und Polestar überrascht, schließlich ist bei diesen beiden zurzeit Android Automotive OS fest gesetzt. Aber man darf sich ja alle Optionen offenhalten.

 

Apple dürfte in diesem Spiel ziemlich gute Karten haben, denn Google hat sich von einigen Herstellern, vor allem den deutschen, eine klare Absage geholt. Zwar will man Android Automotive nutzen, aber ohne die typischen Google-Dienste, womit das System für beide Parteien wenig Sinn macht.