Wie macht man aus einem braven Familien-Alltagsauto einen Sporträuber? Die Entwickler von Abarth, inzwischen ein Teil der Fabbrica Italiana Automobili Torino, können Ihnen da die Antwort geben. Denn sie haben den braven Fiat 600e in einen heißen Abarth 600e verwandelt. Einsteigen und Spaß haben.

Fiat hat den elektrischen Stachel ausgepackt. Der Abarth 600e ist auf dem Markt mit 280 PS. 207 Kilowatt  natürlich, denn wir geben die Leistung natürlich in Kilowatt an. Leistung stand schon immer im Vordergrund bei Modellen der Marke Abarth, die vor inzwischen 75 Jahren gegründet wurde. Daran ändert sich auch nichts bei diesem neuen Stromer.

Der ist mit seinen bis zu 280 PS, sprich 207 kW, in der Topversion Scorpionissima sogar das bislang leistungsstärkste Serienmodell der Kultmarke. Beide Varianten, also auch die Basisversion Turismo, schaffen in der Spitze Tempo 200 km/h. Wir waren im Rahmen der Vorstellung mit dem Turismo unterwegs. Doch schon der erweist sich als echte Wuchtbrumme. Schon der kleinste Druck auf das Beschleunigungspedal reicht, um den ca. 1,7 Tonnen leichten Viertürer pfeiilschnell aus den Startlöchern zu bewegen. So dauert es 6,2 Sekunden, bis die Tempoanzeige die Marke 100 km/h erreicht. 5,9 Sekunden sind es laut Hersteller beim Topmodell.

Vor allem die ersten Meter sind schlichtweg der Hammer, insbesondere wenn statt der Modi Turismo oder Street die sportliche Stufe Track gewählt wird. Dann geht die Post ab, ebenso beim Durchzug. Dann ist vor allem in Kurven mit feuchtem Untergrund größte Vorsicht geboten. Schließlich zieht und zerrt die Vorderachse trotz mechanischen Sperrdifferentials schon auf trockenem Belag bei einem aktiven rechten Fuß ziemlich heftig.

Um die sportlichen Ansprüche und Agilität eines Abarth zu erfüllen, wurden die Torsionssteifigkeit des Fahrwerks erhöht und der Kurvenstabilisator an der Hinterachse verstärkt. Gemeinsam mit Michelin entwickelte Reifen sind speziell auf die Anforderungen eines E-Autos abgestimmt. So ist die Lauffläche härter, um den Rollwiderstand zu reduzieren. An den Seiten ist das Gummi weicher, um die Bodenhaftung und damit die Performance in Kurven zu erhöhen.

Familienbande

Basis für den 4,19 m langen, inklusive Außenspiegel 1,98 m breiten und 1,56 m hohen Abarth 600e ist die sportliche Plattform PERF eeCMP des Stellantis-Konzerns. Die wurde speziell für leistungsstärkere Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb konzipiert. Die Energie wird in einer Batterie mit 51 kWh gespeichert. Beim WLTP-Verbrauch von 18,7 kWh auf 100 km sollen so 321 km mit einer Akkuladung machbar sein. Wir haben bei keinesfalls übertrieben zügiger Fahrweise, allerdings bei kühlen Temperaturen von gerade einmal drei Grad, mehr als 26,4 kWh auf 100 km auf dem Bordcomputer abgelesen. Richtig: Das ist nicht wenig.

Geladen werden kann der Akku an der Schnellladesäule mit bis zu 100 kW. Dann dauert es laut Abarth bei idealen Bedingungen 27 Minuten, um den Stromspeicher von 10 auf 80 % State of Charge zu bringen. An der heimischen Wallbox kann der leere Akku über den 11-kW-Onboardlader in knapp sechs Stunden komplett auf 100 % geladen werden.

Sportliches Outfit

Optisch haben die Designer dem Abarth 600 einen ebenso kernigen wie bulligen Anzug verpasst. Der untere Bereich des vorderen Stoßfängers lehnt sich an den legendären Abarth 850 TC aus den 60er Jahren an. Eine große rechteckige Fläche soll an den damals dort untergebrachten mächtigen Ölkühler erinnern. Die vorne um 30 und hinten um 25 mm verbreitete Spur sorgt ebenso wie die 20-Zoll-Räder im Fünfspeichendesign für einen durchaus muskulösen Auftritt.

Im Passagierabteil setzt sich die sportliche Abarth-Note fort. A-, B- und C-Säulen sowie der Dachhimmel sind schwarz verkleidet. Die Sitze geben besten Halt, die Einstiegsleisten sind mit Abarth-Logos verziert. Auch das zentrale TFT-Display in einer Größe von 10,25 Zoll ist mit speziellen Abarth-Grafiken bestückt. Android Auto und Apple CarPlay sind serienmäßig vorhanden. Das Infotainment-System bietet gleich mehrere Gimmicks für Sportfans. Von der Startseite aus schnell zu erreichen sind die Seite Torque Management, hier lässt sich das Drehmoment des Rades in Echtzeit überprüfen.

Außerdem sind unter anderem LED-Scheinwerfer, Licht- und Regensensor, induktives Laden für Smartphone, digitales Radio, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Sportlenkrad mit Alcantara-Bezug, Metallic-Lackierung sowie eine Reihe von Assistenzsystemen in der Serie verbaut. Ein Navigationssystem allerdings gibt es nur im Topmodell. Die Preise für den Abarth 600e starten bei 44.900 Euro für den von uns gefahrenen Turismo. Der Scorpionissima kostet mindestens 48.990 Euro.