Mehr Dynamik, mehr Sportlichkeit und vor allem ein Design, das just diesen Attributen entspricht. Der Cupra Born hebt sich deutlich von den anderen Vertretern des VW-Konzerns ab, die ebenfalls die MEB-Plattform nutzen. Wir waren jetzt mit dem 170 kW starken und dem großen Akku ausgerüsteten Modell der Seat-Tochter für unser Langstreckenformat ED1000 unterwegs. 

Ohne Wenn und Aber – der Cupra Born ist der sportlichste Vertreter MED-Plattformfamilie. Das wird bereits beim ersten Blick auf den kompakten Elektro-Spanier klar. Wobei, um es gleich am Anfang richtig zu stellen – im Prinzip ist der Born gar kein Spanier, läuft er doch wie sein VW-Zwillingsbruder ID.3 in Zwickau vom Band. Diese engen Familienbande sind optisch allerdings wahrlich nicht zu erkennen. Das Gesicht des Born drückt mit einem  weit nach unten gezogenen Grill und dem darin integrierten kupferfarbenen Rahmen pure Dynamik aus. Die sehr schmal gezeichneten Voll-LED-Scheinwerfer (mit Lichtsensor und automatischer Fahrlichtschaltung) lassen das Auto entschlossen in die elektrische Autowelt schauen. Der Wunsch nach Matrix-Licht für den Born  indessen kann von Cupra nicht erfüllt werden. Diese Technologie wird nicht angeboten. 

Die Spitzen der vorderen Leuchten enden in einem schmalen Spalt zwischen Haube und dem von unten aufsteigenden Frontend. Im Zusammenspiel mit der nach außen hin gewölbt ansteigenden und mit zwei kurzen Sicken verfeinerten Fronthaube lässt das den Born – im positiven Sinn gemeint – fast ein wenig böse wirken. Den sportlichen Auftritt betonen zudem die muskulös ausgearbeiteten Radhäuser, die Seitenschweller sowie eine scharfe Linie, die sich in Höhe der Türgriffe über die kompletten Flanken zieht. Die im Testwagen montierten 20-Zoll-Aluräder mit Michelin Pilot Sport 4S Hochleistungsreifen der Größe 235/40 R20 leisten einen weiteren Beitrag zum muskulösen Auftritt des Born.  Das Heck wird dominiert von einem mächtigen Diffusor im Stoßfänger. In die Hecklappe integriert ist ein schmales Leuchtenband, das die LED-Rücklichter miteinander verbindet und den Wagen optisch in die Breite zieht. Oben wird die Heckpartie von einem weit über die hintere Scheibe reichenden Dachspoiler begrenzt. Zudem gibt die für Cupra typischen kupferfarbenen Elemente, die die Außenhaut zieren. Während der Radstand von 2,77 Metern und die Breite von 1,87 Metern mit dem VW-Konzernbruder ID.3 identisch sind, ist der Born mit 4,32 Meter sechs Zentimeter länger.

Vorbildliche Nachhaltigkeit im Innenraum

Die sportliche und technisch ausgerichtete Cupra-Note haben die Designer dem Wagen auch im geräumigen und in vielen Bereichen mit recycelten Materialien bestückten Innenraum verpasst.  Da sind zum einen die Schalensitze vorne, die nicht nur fest gepolstert sind, sondern auch besten Seitenhalt geben.  Das Multifunktions-Lenkrad ist mit Leder bezogen und lässt sich beheizen. Die Bedieneinheiten sind logisch platziert. Außerdem gibt es auf der linken Seite einen separaten großen Druckknopf für die unterschiedlichen Fahrmodi. Hier lassen sich die Fahrprogramme  anwählen: von besonders ökonomischer bis zu sehr sportlicher Fahrweise. Die gewählten Modi beeinflussen sowohl das Fahrverhalten als auch die Lenkung und das Ansprechverhalten des Motors. Mit dem in gleicher Höhe auf  der rechten Seite liegenden Button wird direkt der höchste Cupra-Sportmodus angewählt. Dazu später mehr.

Für das Virtual Cockpit, ein 5,3 Zoll großes volldigitales Kombiinstrument, hinter dem Lenkrad stehen mehrere Darstellungsoptionen zur Verfügung, die sich je nach dem persönlichen
Wunsch anwählen lassen. Rechts daneben liegt der aus dem ID.3 bekannte Zwölf-Zoll-Touchscreen, über den Infotainmentsystem mit digitalem Radioempfang, Navigation sowie diverse Fahrzeugeinstellungen zu bedienen oder zu verändern sind. Drehregler für das Einstellen von Klimaanlage oder Lautstärke sind auch im Born leider nicht installiert. Beides wird über Slider am unteren Rand des Screens reguliert. Nicht wirklich einfach, vor allem wenn die Straßenverhältnisse schlecht sind und die Finger immer und immer abrutschen und so  nicht die richtige Position finden. In vielen Fällen aber kann die durchaus gut reagierende Sprachbedienung genutzt werden, um Einstellungen vorzunehmen. Im Testwagen war zudem  das Augmented Reality Head-up-Display verbaut.  Informationen wie die digitalen Anzeigen der Fahrerassistenzsysteme und des Navigationssystems oder gefahrenes Tempo werden dabei bestens sichtbar auf die Windschutzscheibe projiziert. Mobiltelefone lassen sich kabellos aufladen, AndroidAuto und Apple Car Play sind in Serie verbaut. Ebenso eine Bluetooth-Schnittstelle mit Freisprechanlage und je zwei USB-C-Anschlüsse vorne und für die hintere Sitzreihe. Kupferfarbene Dekorelemente, ein schwarzer Dachhimmel und technische wirkende Bezugsstoffe runden das sportliche Ambiente ab. Für den praktischen Alltagsnutzen steht das Kofferraumvolumen von 385 Litern, das bis auf 1.267 Liter zu erweitern ist, wenn die hinteren Lehnen, geteilt im Verhältnis 60:40, vorgeklappt werden. Außerdem hat Cupra dem Elektrowagen noch eine Reihe von Assistenzsystemen mit auf den Weg gegeben.

Agiles Fahrverhalten des Cupra Born

Unterwegs mit dem Cupra Born ist zunächst einmal das ausgesprochen gute Handling zu erwähnen. Der kompakte Elektrowagen liegt satt auf der Straße und lässt sich sehr präzise steuern. In zügig anvisierten Kurven macht sich einerseits die direkt reagierende Progressivlenkung positiv bemerkbar. Das führt in Verbindung mit der adaptiven Regelung des fein abgestimmten Sportfahrwerks dazu, dass der Born brav in der vorgegebenen Spur bleibt. Im Gegensatz zu allen anderen Vertretern der MEB-Plattform senkt das Sportfahrwerk den Cupra  vorn um 15 und hinten um zehn Millimeter ab. Das erhöht die Performance und verbessert die Aerodynamik.  Die Ausrichtung des Cupra Born auf Agilität und Dynamik wird zudem mit dem speziell ausgelegten und entsprechend später eingreifenden ESC Sport deutlich. Wer sich für die hier montierten 235er   Reifen entscheidet, in Serie sind es 215er Pneus, auf den 20-Zoll-Alurädern entscheidet, der hat sogar die Möglichkeit, das ESC komplett abzuschalten. Das haben wir allerdings nicht ausprobiert, da wir immer im normalen Straßenverkehr unterwegs waren. Und da hinterlässt der Cupra Born auch bei gelassener Fahrt über Landstraße oder Autobahn einen guten Eindruck. Selbst Abroll- oder Windgeräusche dringen  kaum ins Passagierabteil vor. Das betont den durchaus vorhandenen Komfort im Auo. Vorne kommen MacPherson-Federbeine zum Einsatz, hinten eine Mehrlenkerachse mit fünf Lenkern. Der Batteriepack ist mittig zwischen den Achsen positioniert, so dass sich das Gewicht im Verhältnis 50:50 verteilt und – wie bei E-Fahrzeugen üblich – der Schwerpunkt sehr niedrig liegt. 

Für die entsprechende Agilität sorgt der hier verbaute E-Motor mit einer Maximalleistung von 170 kW (231 PS). Die können für 30 Sekunden aktiviert werden. Entweder der rechte Fuß drückt dazu das Beschleunigungspedal mit dem Kickdown-Effekt schlagartig gegen das Bodenblech oder aber   mit dem rechten Daumen wird einfach der bereits erwähnte Cupra-Button gedrückt. Das  Drehmoment von 310 Newtonmetern wird auf die Hinterachse gewuchtet. 6,6 Sekunden dauert es laut Datenblatt, bis die Tachonadel nach dem Start die Marke 100 erreicht. In der Spitze wird bei 160 Kilometern pro Stunde abgeregelt. Wer häufig die sportlichen Gene des Cupra Born aus der Reserve locken möchte, der zahlt das mit einer drastischen Reduzierung der Reichweite. Auf einem freien Stück Autobahn haben wir den rechten Fuß längerfristig sehr ambitioniert eingesetzt – und haben dann einen Verbrauch von 35,8 kWh auf dem Display abgelesen. Zum Vergleich: Eine ähnliche lange Strecke mit Tempo 100 schlägt mit 20,5 kWh, zu Buche, bei Tempo 120 sind es 21,6 kWh, bei 140 steigt der Verbrauch auf 26,7 kWh. Ermittelt wurden die Werte allerdings bei Temperaturen zwischen 13 und 16 Grad bei Regen. Soll heißen: Scheibenwischer, Licht und Klimaautomatik samt Sitzheizung waren im Einsatz und mussten mit Strom versorgt werden. Und so waren  auch weder der von Cupra angegebene WLTP-Verbrauch von 17,5 kWh noch die Reichweite von 548 Kilometern (WLTP) auch nur annähernd zu erreichen. Im reinen Stadtverkehr indessen mit vielen Rekuperationsphasen ermöglichen die dann benötigten 17,8 kWh doch lange Phasen zwischen den Ladestopps zu. 

Schwachstellen des Cupra Born

Geladen werden kann der Wagen mit bis zu elf kW an einer AC-Ladestation. Siebeneinhalb Stunden soll es dann dauern, bis der komplett leere Akku auf 100 Prozent geladen ist. Ein Mode 3 Ladekabel zählt zur Serienausstattung. Das haben wir über Nacht an der heimischen Wallbox so auch tatsächlich feststellen können. Auf der längeren Strecke unterwegs soll es aber möglichst schnell gehen, um die Batterie mit neuer Energie zu versorgen und bis auf 80 Prozent (SoC) zu laden.  Also wird eine Schnellladestation angesteuert. Hier verspricht Cupra eine Ladeleistung von 170 kW und damit gerade einmal 30 Minuten, um von fünf auf 80 Prozent zu laden. Angaben, die wir während der gesamten Testfahrten mit diesem Fahrzeug nicht erreicht haben. Ein einziges Mal überwand die Ladekurve die Grenze von 105 kW, blieb meistens bei etwa 80 kW oder sogar darunter. Das dann aber konstant über den gesamten Ladezyklus. Zwar haben die Batterien ein  Wärmemanagementsystem. Das gewährleistet laut Hersteller über eine Kühlplatte mit einem integrierten Kühlkanal eine ideale Batterietemperatur und weniger Temperaturschwankungen. Aber der  Cupra Born hat nun einmal nicht die technischen Möglichkeit, den Akku per Konfiguration so vorzubereiten, dass er beim Erreichen der Ladesäule entsprechend temperiert ist. Bei niedrigen Außentemperaturen muss also zunächst das Kühlmittel erwärmt werden, um die Ladegeschwindigkeit zu erhöhen. Und so haben wir mit dem Testwagen an den unterschiedlichsten HPC-Ladesäulen – immer als Alleinlader – im Durchschnitt um die 40 Minuten benötigt, um von etwa zehn auf 80 Prozent zu laden. 

Auf Nachfrage und nach späteren Analysen erklärte Cupra, dass beim Testwagen tatsächlich ein Problem erkannt wurde und die vom Hersteller versprochene Ladeperformance oftmals nicht erreicht wurde. Ausdrücklich wies der Sprecher aber darauf hin, dass bei anderen Fahrzeugen mit der großen Batterie diese Probleme nicht aufgetreten seien.

Das Navigationssystem gibt rechtzeitig Hinweise darauf, dass die noch zurückzulegende Strecke mit der im Akku vorhandenen Energie nicht möglich ist und bietet entsprechende Ladestützpunkte an. Doch trotz der Voreinstellung auf Ladesäulen mit einer Leistung von mindestens 150 kW weist die elektronische Karte den Weg auch zu 50-kW-Säulen. 

Fazit

Unterm Strich überzeugt der  Cupra Born mit sportlicher Optik außen und innen sowie einer Fahrdynamik und einer  Leistung, die diesem Auftritt absolut entsprechen. Die Verbrauchswerte liegen in einem guten Mittelmaß, ohne negativ oder positiv herauszustechen. Für die lange Strecke wäre eine Vorkonditionierung der Batterie und eine bessere Führung des Navigationssystems wünschenswert.