Die ID.-Familie nimmt mehr und mehr Gestalt an. Auf der Auto Shanghai zeigt VW mit dem ID. Roomzz die seriennahe Studie eines elektrisch angetriebenen Fullsize-SUV. 2021 wird der Wagen zunächst in China in den Handel kommen. Von Wolfgang Schäffer
Ohne Frage, der größte Markt für elektrisch angetriebene Fahrzeuge ist derzeit China. Fast logisch deshalb, dass Volkswagen die Messe in Shanghai zum Anlass nimmt, die Weltpremiere einer auf dieses Land zugeschnittenen E-Studie zu zeigen. Der ID. Roomzz ist so etwas wie das elektrische Pendant zum herkömmlich angetriebenen Teramont, Schwestermodell des Atlas, der in den USA unterwegs ist. Nur eine Frage der Zeit deshalb, wann der ID. Roomzz auch in Amerika angeboten wird. Eine Entscheidung, ob das 4,92 Meter lange, 1,89 Meter breite und 1,76 Meter hohe SUV auch in Europa eine Chance hat, ist noch nicht gefallen. Unklar zudem, wann und wo der Wagen weitestgehend autonom unterwegs sein wird. Die Vorbereitungen für Level 4 sind zumindest getroffen.
Für Klaus Bischoff, Chefdesigner der Marke VW, war es wichtig, dem Fullsize-SUV so viel Eigenständigkeit wie nur möglich mit auf den Weg zu geben, ohne dabei aber die Volkswagen-DNA zu vernachlässigen. Gleichwohl sollten die klaren Linien der schon bekannten Mitglieder der ID.-Familie – ID., ID. Crozz, ID. Vizzion, ID. Buzz – betont werden. Schon im Gesicht des ID. Roomzz ist dieser Ansatz bestens zu erkennen. „Statt großer Lufteinlässe dominieren horizontal ausgerichtete LED-Elemente sowie klar und aerodynamisch konzipierte Flächen in Wagenfarbe das Bild“, verdeutlicht Bischoff – und weist auf eine weitere Besonderheit hin. „Wir haben es geschafft, eine Linie zu zeichnen, die nahtlos aus der Fensterbrüstung in die Motorhaube übergeht. Der obere Bereich der Frontpartie unterstreicht in Verbindung mit dem Schnitt der stark ausgearbeiteten Kotflügel nachdrücklich den SUV-Charakter des Wagens.“
Die beiden LED-Spangen des Tagfahrlichts, die sich links und rechts vom VW-Zeichen entfalten, sollen die Breite der Studie betonen. Das Markenzeichen des ID. Roomzz ist beleuchtet – und, da in China erlaubt, wird wohl auch in der Serienversion hell erstrahlen. Wie die Designer Licht mehr und mehr als wesentliches Gestaltungsmerkmal einsetzen, ist auch daran zu erkennen, dass der obere Streifen des Tagfahrlichts die LED- Scheinwerfer umschließt. Für die Heckpartie hat das Team um Klaus Bischoff ein auch innerhalb der ID.-Familie neues Lichtdesign entworfen. Eine von Rauten durchbrochene LED-Spange, die quer über die Rückseite des Autos verläuft, bildet dabei alle Lichtfunktionen ab. In die Heckscheibe wurde zudem eine Lichtjalousie integriert, die als dritte Bremsleuchte fungiert. Beim leichten Bremsen rollt optisch nur ein Teil der Jalousie von unten nach oben auf. Wird der Wagen stark verzögert, vergrößert sich die Bremsleuchte auf die gesamte Fläche der Heckscheibe.
Der Roomzz – eine automobile Lounge für das Leben in Fahrt
Der Innenraum des ID. Roomzz ist laut Bischoff eine „automobile Lounge für das Leben in Fahrt“. Seinen Worten zufolge werden die ID. Modelle von morgen mit ihren komfortablen Interieurs mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sein. Was der Chefdesigner damit meint, wird schnell klar. Die Reisenden gelangen über vier elektrische Schwenktüren in das überaus geräumige Passagierabteil. Die beiden vorderen Türen gleiten beim Öffnen komplett nach vorne, die Fondtüren nach hinten. Die Ein- und Ausstiegsöffnungen sind sehr groß, da es in der Studie keine B-Säulen gibt. Wird eine der Türen geöffnet, dreht sich der entsprechende Integralsitz dahinter um 20 Grad nach außen, um so das Einsteigen zu erleichtern. Beim Schließen der Tür dreht sich der Sitz wieder in Fahrtrichtung.
Der Fahrer kann wählen, ob der Wagen manuell gesteuert oder autonom unterwegs sein soll. Im manuellen Betrieb gibt es ein Lenkrad mit sensitiven Touch-Flächen unter anderem zur Steuerung der Fahrstufen (P, R, N, D). Drückt der Fahrer länger als fünf Sekunden auf das VW-Zeichen im Lenkrad, wird der vollautomatisierte Modus aktiviert. Das Lenkrad gleitet dabei in das Digital Cockpit. Parallel fährt das komplette Bedien-Panel zurück und gibt so zusätzlichen Raum frei. Die Sitze lassen sich dann separat um 25 Grad nach innen schwenken. So lässt es sich leichter miteinander reden.
Für das autonome Fahren fahren vier Laserscanner aus dem Dach heraus. Die runden Dachsensoren machen das Umfeld durch eine indirekte Beleuchtung auf den vollautomatisierten Modus aufmerksam. Der Wagen erkennt andere Verkehrsteilnehmer und das Umfeld aber nicht nur über die Lasersensoren, sondern zusätzlich mit Unterstützung von Ultraschallsensoren, Radarsensoren, seitlichen Area-View-Kameras und einer Frontkamera. Deaktiviert wird der autonome Modus durch das erneute Berühren des VW-Zeichens. Binnen weniger Sekunden fährt das System das Lenkrad in die Fahrerposition zurück. Erst wenn der Fahrer das Lenkrad anfasst, wird die Lenksäule wieder in das Lenksystem eingebunden.
Ausstattungen dieser Art sind zwar machbar, aber noch Zukunftsmusik. Anders sieht es beim Antrieb aus. Der ID. Roomzz wird von zwei Elektromotoren angetrieben. Der vordere Koaxialantrieb entwickelte 102 PS, der hintere Elektromotor mit Stufengetriebe leistet 204 PS. Das führt zu einer Systemleistung von 306 PS. Vorrangig angetrieben wird die Hinterachse. Eine „elektrische Kardanwelle“ verteilt bei Bedarf die Kraft des Allradantriebs in Sekundenbruchteilen zwischen Vorder- und Hinterachse. Auch permanenter Allradantrieb ist möglich. Die Energie für die Motoren liefert eine im Fahrzeugboden untergebrachte Lithium-Ionen-Batterie. Der Energiegehalt beträgt 82 Kilowattstunden (kWh). Die Batterie kann über eine induktive Schnittstelle ebenso geladen werden wie konventionell per Stecker. Im NEFZ-Zyklus (China) liegt die Reichweite der Studie bei bis zu 475 Kilometern, im europäischen WLTP-Zyklus ergibt sich eine maximale Reichweite von 450 Kilometern. Als Beschleunigungswert für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 gibt VW in 6,6 Sekunden an. In der Spitze wird bei 180 Kilometern pro Stunde abgeregelt.