Renault Morphoz – Länge und Akku on demand: Man hat schon einige verrückte Ideen gesehen, wenn man sich für Concept Cars interessiert, aber was Renault jetzt vorstellt, ist unter den Verrücktheiten etwas ganz Besonders. Vor allem, weil es ganz offenbar ernst gemeint ist.
Die Franzosen präsentieren ein Auto, das sich nach Bedarf verlängern oder verkürzen lässt: Front- und Heckpartie des Morphoz lassen sich um jeweils 20 Zentimeter verschieben. Während beim Verlängern der Front auch die Räder mit vorwärts rollen, fährt das Heck ohne Beteiligung der Achse nach hinten. Die kurze Variante mit 4,40 Metern nennt Renault City-Version, und wenn das Auto auf 4,80 Meter Gesamtlänge ausgefahren ist, dann heißt das Travel-Version.
Die Verlängerung des Hecks bringt einen spürbar großzügigeren Innenraum, in dem sich dann auch der Beifahrersitz so schwenken lässt, dass man vis-à-vis zu den hinteren beiden Passagieren sitzt. Außerdem taucht dann das in der Mittelkonsole versteckte iPad auf, auf das nun alle Fahrgäste Zugriff haben. Der Clou ist jedoch die Verlängerung des Vorderwagens. Nicht nur, weil sich dabei auch der Kühlergrill ändert, sondern vor allem, weil diese Streckung Raum schafft für zusätzliche Batterien.
Batterie einfach „zuladen“
Im Normalfall ist der Morphoz mit einer Akkukapazität von 40 Kilowattstunden ausgerüstet, was ihm laut Renault eine Reichweite von 400 Kilometern ermöglicht. Und für die eine weitere Reise im Jahr kann der Renault Morphoz mit einem zusätzlichen 50-kWh-Paket ausgestattet werden, das in den entstehenden Raum zwischen A-Säule und Vorderachse passt. Dann seien 700 Kilometer Reichweite möglich.
Renault entwickelt ein Konzept der Batteriewechselstation entgegen: auf eine Plattform fahren, per Roboter die Akkumodule ein- oder ausbauen lassen, das Ganze sei eine Sache von Minuten. Abgerechnet werde im Mietverfahren.
Batteriewechsel – eine Idee mit Tradition
2007 gründete der israelische Manager Shai Agassi das Unternehmen Better Place. Better Place wollte automatisierte Batteriewechselstationen weltweit etablieren, um so die Verbreitung der Elektromobilität zu fördern. Wer nach Belieben Akkus wechseln kann, muss keine langen Ladezeiten fürchten, die Kunden hätten ihre Batteriesätze auch nicht gekauft, sondern schlicht die tatsächliche Nutzung bezahlt, im Prinzip wie beim Benzin.
Obwohl Renault in Better Place investiert und Geld verloren hat, bringt der Autohersteller die Idee nun wieder auf den Markt – oder wenigstens in die Diskussion. „Zu viele Akkus mitschleppen macht überhaupt keinen Sinn“, sagt Renaults oberster Designchef Laurens van den Acker. „Schon bei der Produktion entsteht unnötig viel CO2.“ Und die Akkus würden bei Nichtgebrauch an den Wechselstationen nicht einfach gelagert, sondern wären Teil eines sogenannten Smart Grids, also eines intelligenten Netzes. Windräder in unmittelbarer Nähe der Wechselstation könnten die wartenden Autobatterien aufladen, und wenn sie nicht zum Fahren genutzt werden, könnte der gespeicherte Strom ins Netz der nächsten Stadt eingespeist werden.
Wandelbares Design
Natürlich macht speziell die Technik im Renault Morphoz ein Auto nicht gerade preisgünstiger, aber es ist einfach ein großer Spaß, dem Auto bei seiner Verwandlung zuzusehen. Dabei ist nicht nur die City-Version (vorne kurz, hinten kurz) und die Travel-Version (vorne lang, hinten lang) möglich, man kann das Auto auch hinten verlängern und vorn kurz lassen oder umgekehrt. In Sachen Design, zu dessen wichtigsten Eckpfeilern stets die Proportionen zählen, muss man da vielleicht ein paar Kompromisse machen.
Daneben verfügt der Renault Morphoz über alle Insignien eines Fahrzeugkonzeptes des 21. Jahrhunderts: Er erkennt seinen Besitzer und öffnet die gegenläufigen Türen automatisch, er ist ständig online, aus dem Armaturenbrett schwenkt ein sehr großes Display heraus, und das Auto beherrscht autonomes Fahren auf Level drei – man darf also auch mal länger die Hände vom Steuer nehmen und sich mit anderen Dingen als dem Verkehr befassen. Aber das ist eigentlich nur die Pflicht, diese Technik wird heute fast erwartet. Die Kür ist das gewagte Karosserie- und Akkukonzept. Entscheiden werden darüber die Preisrichter – in diesem Fall das Publikum.
Renault Morphoz
Viertürige Crossover-Limousine
Länge: 4,40 bzw. 4,80 Meter
Breite: 2,00 Meter,
Höhe: 1,55 Meter,
Radstand: 2,73 bzw. 2,93 Meter
Elektromotor; 100 kW/136 PS bzw. 160 kW/218 PS, Frontantrieb, Reichweite: 400 bzw. 700 km