
Mit dem Frontera positioniert sich Opel geschickt unterhalb der „magischen“ Preisgrenze von 30.000 Euro, liefert dafür aber ein äußerst erwachsenes Elektroauto. Was der Neuzugang kann, konnten wir auf Mallorca „erfahren“.
Exakt 28.990 Euro stehen als Grundpreis in der Liste für den vollelektrischen Frontera. Damit ist der Opel preislich ein attraktives Angebot, bietet er doch auf fast 4,40 Metern Platz für fünf Personen. Die optionale Siebensitzigkeit ist leider den Hybrid-Motoren vorbehalten. Und mit einem Laderaum zwischen 460 und 1.600 Litern meistert er auch die meisten Transportbedürfnisse.
Was kann er denn?
Was auf dem Papier erst mal nicht so gut aussieht, sind die technischen Daten. 44 kWh Akkukapazität und 100 kW maximale Ladeleistung sind nicht obere Liga und mit 143 km/h Spitzengeschwindigkeit und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 12,1 Sekunden ist der Frontera auch in Sachen Fahrdynamik eher im hinteren Feld platziert. Aber stört das? Machen wir uns einfach auf den Weg. Ein Dreh am Zündschlüssel und schon geht es los. Zündschlüssel? Ja, der Frontera hat zumindest in den bisherigen Varianten noch einen klassischen Schlüssel und den muss man tatsächlich in ein Zündschloss stecken und drehen. Ein Relikt aus der Vergangenheit? Könnte man meinen, aber zumindest eine Bedienung, die sich jedem Autofahrer erschließt. Ebenso wie konventionelle Fensterheber und zwei Taster, mit denen sich die unvermeidlichen Assistenzsysteme bei Fahrtantritt schnell deaktivieren lassen. Soweit alles richtig gemacht, Opel.


Wie fährt er denn?
Wir rollen vom Parkplatz und surren über die Straßen der Baleareninsel. Wie überall in Spanien dominieren auch hier Kurven, Kreisverkehre und die typischen Speedbumps, die den Spaniern eher sportlicher Anreiz als echtes Hindernis zu sein scheinen. Der Frontera kann das alles sehr gut. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, die Lenkung irgendwo zwischen handlich und relaxt, aber absolut verbindlich. Die endlosen Kurven in den Bergen meistert er ebenfalls souverän, ohne dabei irgendwelche sportlichen Ambitionen vortäuschen zu wollen. 83 kW, also 113 PS sind scheinbar nicht viel, mit den rund 15.00 Kilo des Frontera hat der Elektromotor dennoch leichtes Spiel. Zudem ist es leise im Opel, auch bei Autobahngeschwindigkeit, sodass man sich fast ein besseres Soundsystem wünschen würde, aber das gibt es leider nicht. Ach so, was es im batterieelektrischen Frontera auch nicht gibt, ist eine Verbrauchsanzeige. Warum? keinen blassen Schimmer. Wir haben dann mal mit den Prozenten und Restreichweiten kalkuliert und sind auf etwa 15 kWh/100 km gekommen, also nichts, wofür man sich schämen müsste.
Das Infotainment in Form des 10 Zoll großen Zentralbildschirms muss man sich in der Basisvariante übrigens dazu konfigurieren. Für 1000 Euro Aufpreis bekommt man dann im „Tech-Paket“ auch noch ein Rückfahrkamera, die bequeme Mittelarmlehne und einen Wireless-Charger fürs Mobiltelefon. Selbiges kann dann per Apple CarPlay oder Android Auto drahtlos auf den Bildschirm gespiegelt werden, sodass man zur Navigation und Versorgung mit Musik wahlweise seine Lieblings-Apps nutzen kann oder eben die Onboard-Navigation und dazu Radio per UKW und DAB. Unten in der Mittelkonsole haben die Entwickler einen pfiffigen Spanngurt platziert, mit dem man beispielsweise ein Tablet dort fixieren kann.
Auch Sitzheizung und beheizbare Frontscheibe gibt es in der Basis nur als Extra im sogenannten Komfort-Paket, wieder für einen tausender. Das bringt dann allerdings gleich auch ein beheizbares Lenkrad sowie die Klimaautomatik mit, die ist ansonsten nämlich manuell einzustellen. Ist man damit durch? Jein. 400 Euro würden wir noch investieren, um den 11 kW-Charger zu konfigurieren. Ansonsten lädt der Frontera nämlich an der Wallbox nur einphasig und daher mit maximal 7,4 kW. Das verkürzt die Ladezeit dann von fast acht Stunden auf nur noch fünf. Und wo wir schon beim Thema Laden sind: Die 100 kW Leistung am Schnellader reichen für die Wiederbefüllung von 20 auf 80 Prozent in 26 Minuten. Ja, andere sind schneller, aber das macht im Alltag ehrlich gesagt wenig aus, wenn man nicht gerade Langstrecken unter die Räder nehmen will.


Fazit
Der Frontera hält alles, was Opel versprochen hat. Er bietet bezahlbare Mobilität, ein extrem unkompliziertes Handling und wenig Schickimicki. Der Vorteil: So ein Auto kann man auch völlig unbedarften Menschen in die Hand drücken, hier muss nichts per App konfiguriert werden. Es gibt keine x Untermenüs für Displayfarben und Ambiente und alle Bedienelemente sind dort, wo man sie erwartet. Nicht nur preisbewusste E-Mobilitäts-fans, auch Autovermieter müssten hier eigentlich laut Hurra schreien. Uns gefällt der Frontera jedenfalls und wir sind gespannt darauf, wie er sich im Markt machen wird.