
Jaguar muss sich neu erfinden. Mit dem Type 00, gesprochen „Type Zero Zero“ setzt die britische Traditionsmarke den Zähler sprichwörtlich zurück auf Null. Was bleibt von der Historie, was verspricht die Zukunft? Wir wagten in Paris einen Annäherungsversuch.
Als Jaguar vergangenen November mit provokanten Werbespots einen Hinweis zur zukünftigen Ausrichtung gab, sorgte das für viel Medienecho – positiv wie auch negativ. Das wollen wir gar nicht resümieren, sondern möglichst neutral an das Concept Car Type 00 herantreten. In Paris wagte Jaguar den zweiten Aufschlag nach der Premiere in Miami. In einem frischen Blau posierte und glitt der frische Brite dort anlässlich der Fashion Week über die Straßen der französischen Hauptstadt. Zumindest die paar Meter, dass ihm einige Prominente spektakulär entsteigen konnten, darunter Schauspielerin und Filmproduzentin Zoe Saldana und der irische Schauspieler Barry Keoghan. Und wir? Wir durften einige Tage später in die pompös inszenierten Räumlichkeiten, in denen Jaguar nochmals Details zum Detail enthüllte und – nicht ganz unwichtig – erklärte.

Neues Logo? Logisch
Mit seiner langgestreckten Haube greift der Type 00 die Proportionen von legendären Modellen wir dem E-Type auf, so viel sei vorweggenommen. Doch darüber hinaus blieb eigentlich kein Design-Stein auf dem anderen. Aus der legendären, springenden Raubkatze, dem Leaper, wurde ein dekoratives Element in den seitlichen, metallenen Dekorelementen, Kühlergrill und Heck sind nun von horizontalen Linien geprägt, dazu gibt es ein rein typographisches Logo. Zwei „J“ daraus, davon eines umgedreht, finden sich in den Radnaben wieder. Diese Designelemente dürften offensichtlich für Jaguars rein elektrische Zukunft gesetzt sein, schließlich findet sich da neue Logo auch schon im Auftritt des Formel-E-Teams wieder.

Das Interieur: Zu schön für die Realität
Im Innenraum des Prototypen herrscht konzepttypischer Minimalismus. Zwei Fahrpedale erheben sich aus dem ungewohnt minimalistischen Boden. Die Sitze haben die Anmutung eines Eames Chair und zwischen Fahrer und Beifahrer findet sich eine Strebe, die auch die hinteren Sitze teilt. Optisch nett, praktikabel hingegen eher weniger. Wer auf den Bildern Armaturen bzw. Displays vermisst: Diese entfalten sich motorisch, wenn es denn sein muss.
Ob unter der langen Fronthaube etwas sinnvolles stecken könnte? Davon wollen die Designer nichts wissen. Ebenso wie über die hochgesetzte Ladefläche im Heck. Was darunter sein könnte oder sollte? Sekundär. Darum gibt es auch keine klassische Heckklappe, sondern die Abdeckung fährt nach vorne. Um eine Designertasche ins Heck zu legen reicht das. Es wäre schon ein Spaß, mit diesem Prototypen mal bei IKEA aufzulaufen. In erster Linie soll der Type 00 Stimmung machen und hier und da dem einen oder anderen Promi als Staffage dienen und diesen Job macht der 00 gut.
Was kommt?
Was bleibt, ist die Frage, wie sich Jaguar in den kommenden Monaten im realen Automobilleben neu aufstellt. Letztendlich ist auch die Schwestermarke Range Rover noch nicht da angekommen, wo sie elektrisch sein wollte, Jaguar ist aktuell in Sachen Neuwagen gänzlich vom Markt verschwunden. Darum ist es umso spannender, wie der Erstaufschlag des Hauses in Sachen Elektroauto aussehen wird. Man weiß, dass es ein viertüriger GT sein soll. Man weiß, dass Jaguar eine rein elektrische Marke werden wird. Doch viel mehr weiß man eben nicht. Es sind noch keine Plattformen bekannt, auf denen zukünftige Jaguars basieren könnten, denn beim Mutterkonzern Tata gibt es zwar EVS, aber eben in anderen Größen- und Preissegmenten. Einzig zur Reichweite und Ladegeschwindigkeit hat sich Jaguar geäußert: 770 km sollen es laut WLTP sein und in 15 Minuten soll man in der Lage sein bis zu 321 km nachzuladen. So weit, so spärlich also die Informationen.
Stil? Sicher.
Bleiben wir also gespannt, wie es mit Jaguar wirklich weiter geht.