
Renault hat mit der Konzeptstudie Emblème aufgezeigt, wie sich lange Strecken umweltfreundlich und praktikabel elektrisch zurücklegen lassen können. Der elegante Crossover kombiniert eine brauchbar große Batterie mit einer Brennstoffzelle als Range Extender, der auch die vollwertige Weiterfahrt ermöglichen soll.
Es gibt einige Faktoren, die Menschen daran hindern, beim Auto auf einen Elektroantrieb umzusteigen. Einer der größten: Sie müssen ihre Gewohnheiten ändern, weil Ladezeiten und vergleichsweise geringe Reichweiten einer „Tankfüllung“ bei Langstreckenfahrten in der Zeitrechnung hinzu kommen. Ein anderer: Große Akkus für hohe Ladeleistungen und große Reichweiten sind teuer. Und schwer.
Renault zeigt mit der Konzeptstudie Emblème, dass rein elektrische Langstreckenfahrten auch ohne großen Akku und ohne lange Ladepausen machbar sein können. 1000 km mit zwei fünfminütigen Stopps sollen ohne weiteres machbar sein, denn der 160 kW starke Elektromotor wird aus zwei Energiequellen gespeist. Die coupèhafte Crossover-Studie, die von der Konzernsparte Ampere vorgestellt wurde, setzt dabei auf die Kombination einer vergleichs kleinen NMC-Batterie mit 40 kWh Kapazität und einer 30-kW-Brennstoffzelle mit einem Wirkungsgrad von 60 Prozent. Mit dem Emblème will Renault andeuten, wie der Konzern seine CO2-Ziele erreichen will: Bis 2040 will man in Europa, bis 2050 weltweit CO2-frei agieren.



Reichweite: unendlich
Ok: Diese Aussage kommt mit einem – aus heutiger Sicht – Haken, denn sie gilt nur, so lange man Wasserstofftankstellen findet. 350 Kilometer weit soll eine Füllung des Wasserstofftanks mit einer Füllmenge von 2,8 Kilogramm reichen. Laut Adam Riese ergibt sich bei einer 1000-km-Fahrt und zwei Tankstopps eine Akkureichweite von etwa 300 Kilometern – was wiederum einem Verbrauch von gut 13 kWh pro 100 km entsprechen würde. Kein schlechter Wert für ein ausgewachsenes Auto, das dann auf einer Fahrt von Paris nach Marseille zu 75 Prozent mit Strom aus der Brennstoffzelle angetrieben würde. So soll der Emblème von der Produktion bis zum Ende seines Lebenszyklus‘ lediglich fünf Kilo CO2-Äquivalente produzieren – im Vergleich zu einem gleichwertigen Fahrzeug klassischer Bauart eine Reduktion von 90 Prozent.
Dabei hilft nicht nur der Elektroantrieb mit relativ kleiner Batterie. sondern auch die Auswahl natürlicher und recycelter (und recycelbarer) Materialien, die Nutzung wiederverwendbarer Teile und Produktionsprozessen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Kreislaufwirtschaft ist also bei der Produktion und Wiederverwertung des Renault Emblème ein großer Faktor.

Aerodynamische Effizienz
Der vergleichsweise geringe Energieverbrauch auf Reisen wird von einer ausgefeilten Aerodynamik unterstützt, die in einem cW-Wert von 0,25 resultiert. Wie zu erwarten, hat Renault den nicht aus dem Handgelenk geschüttelt, sondern in Zusammenarbeit mit dem eigenen Formel-1-Team BWT Alpine F1 und auf Basis von Simulationstechniken mit einem digitalen Zwilling des Autos erreicht.
Die Außenspiegel ersetzten die Entwickler durch zwei in die Radkästen integrierte Kameras, die Scheibenwischer verschwinden unter der ewig langen Fronthaube, und die elektrischen Türgriffe sind in die Karosserie eingelassen. Zwei Lamellen auf der Motorhaube und zwei Luftschlitze im Stoßfänger leiten die Luft zur Windschutzscheibe und hinter die als Vollscheiben ausgeführten Räder. Aus der Formel 1 kommt ein besonders flächiges Unterboden-Design – und der aktive Diffusor am Heck neugt sich nach unten und hinten, um den Luftwiderstand zu minimieren.
Aussichten
Schön ist er ja, der Renault Emblème, und eine schöne Vision ist er auch. Aber ob er kommt? Ob die als Basis benötigte Wasserstoff- Infrastruktur gerade auf langen Strecken Wirklichkeit werden könnte? Auch wenn hier sicherlich die Jahreszahl 2040 im Raum steht – man braucht schon viel Phantasie, um diesen Traum als Vorschau auf die Realität zu sehen.