Auf unseren Straßen ist der Ariya von Nissan ein noch seltener Anblick. Wir sind aber sicher, dass sich das ändert, denn unsere Langstreckenerfahrung war schon beim Modell mit dem kleinen Akku exzellent.

Klar, Nissan war einer der Elektropioniere überhaupt. Mit dem Leaf haben die Japaner sprichwörtlich Fahrt ins Thema E-Mobilität gebracht. Den nächsten Schritt markiert der Ariya, der auf der CMF-EV-Plattform basiert, die sich Nissan mit Renault teilt. Wir haben uns zunächst einmal die „kleine“ Variante mit dem 63 kWh fassenden Akku und Vorderradantrieb vorgenommen. In der Ausstattung „Evolve Pack“ hat der Ariya dann unter anderem einen 22 kW AC-Lader (statt 7,4 kW), ein Head-up-Display und Annehmlichkeiten wie beheizte Rücksitze, einen digitalen Innenspiegel und das Panoramaglasdach.

Platz satt

Erster Eindruck: Man hat Platz satt – auch hinten. Vorne fühlt man sich auf dem Fahrersitz als Herr der Dinge. Die üppig dimensionierte Mittelkonsole bietet Platz für alle Kleinigkeiten des automobilen Alltags. Unter einer Schiebeabdeckung verbergen sich die Cupholder, unter der eigentlichen Armlehne weiterer Stauraum. Die ganze Einheit lässt sich motorisch nach vorne und hinten verschieben. Der griffige Wahlschalter für die Fahrmodi lässt sich intuitiv bedienen und liegt exakt dort, wo man ihn erwartet. Davor liegen die in die Holzoberfläche integrierten Bedienelemente für den Fahrmodus, das One-Pedal-Driving und die Einparkautomatik. Eine weitere Tasterwippe lässt ein zusätzliches Staufach motorisch aus dem Armaturenbrett fahren. Dort kann man auch mal ruhigen Gewissens ein paar Kleinigkeiten verstauen, die nicht gleich jeder sehen und begehren soll. Die elektrisch verstellbaren Sitze samt Sitzheizung wirken nicht nur langstreckentauglich, sie sind es. Vielfältig verstellbar sollte hier jeder seine ideale Sitzposition finden.

Die Materialanmutung ist mit Oberflächen in Holz-Anmutung sowie Microfaser überaus einladend. Dezentes Ambientelicht sorgt nächtens für eine besondere Stimmung im Ariya. Auch hinten sitzt man ausgesprochen bequem und mit ausreichend Platz, kann die Heizung bzw. Klimaanlage steuern und seine Gadgets mit Strom versorgen.

Entspannt gleiten

Mit seiner Länge von knapp 4,60m und dem Radstand von 2,77m ist der Ariya zum Gleiten geboren. Die meisten Unebenheiten filtert er lässig weg, nur bei kurzen Stößen wünscht man sich manchmal ein etwas softeres Fahrwerk. Auf Landstraßen und der Autobahn schlägt dann seine große Stunde. Zielsicher lässt sich der Nissan auch durch enge Kurven pilotieren und schon nach kurzer Zeit hat man die Dimensionen des Crossovers perfekt verinnerlicht. Es ist leise, das hörenswerte Soundsystem kann seine Stärken ausspielen und so wird die Reise mehr oder minder automatisch zum Genuss. Auch nach langen Strecken entsteigt man entspannt und freut sich geradezu darauf, wieder einsteigen zu können.

In der Stadt ist die maximale Rekuperation über die e-Pedal-Funktion sehr entspannend. Der Wendekreis ist mit 10.8m für die Fahrzeugdimensionen mehr als handlich. Insofern auch hier ein „Daumen hoch“.

„Does Size matter? – auch mit 63 kWh ist der Ariya durchaus langstreckentauglich“

Die „kleine“ Akkuvariante bietet eine Nettokapazität von 63 kWh (brutto 66). Während unseres Testzeitraumes gab es fast durchgehend kaltes und schlechtes Wetter. Dennoch konnten wir den knapp zwei Tonnen schweren Ariya mit Werten zwischen 18,3 und 24,1 kWh/100km bewegen. Im Sommer dürften diese Zahlen sich also nochmals nach unten korrigieren. Bei flotter Autobahnfahrt muss man also im Winter durchaus schon mal nach 200 km nach der nächsten Ladesäule Ausschau halten. Lässt man es langsamer angehen, sind Distanzen von 250 km zwischen den Ladesäulen realistisch.

An der Schnelladesäule kamen wir im Winter nicht auf die versprochenen 130 kW Maximalleistung, stattdessen waren es meist so um die 80 kW, das dafür aber auch über längere Zeiträume. Die klassische halbe Stunde muss man für einen Ladestopp also weiterhin einrechnen. Erfreulich ist die Tatsache, dass man mit der Ausstattung „Evolve“ automatisch einen 22 kW AC-Lader an Bord hat. Das macht dann auch das Zwischenladen an den typischen, frei zugänglichen Säulen in der Stadt wieder interessant.

Fazit

Den Ariya hatten bislang viele wahrscheinlich gar nicht auf dem Schirm, wenn es um die Wahl eines geräumigen, langstreckentauglichen Elektroautos ging. Zu Unrecht, wie wir finden. Zwar kann er nicht mit 800 Volt-Technik punkten, doch dafür bietet er einen hohen Praxiswert und ein extrem gelungenes Design – innen wie außen.