Ford tritt nach dem Mustang Mach-e nun endlich mit einem weiteren, batterieelektrischen Fahrzeug an. Den Érstkontakt konnten wir Ende Februar in einem Fotostudio machen und dort ging es zwar zunächst einmal vorrangig um das Design, aber dennoch können wir schon einiges an Werten und Infos liefern. Doch die wichtigste Info vorab: Der Neuzugang trägt den Namen Explorer.
Nanu? Explorer? Den gibt oder gab es doch schon, aber eben nicht batterielektrisch, sondern zuletzt maximal in einer Variante als Plug-In-Hybrid. Richtig, das ist oder vielmehr war der „alte“ Explorer. Ein ziemlich üppig dimensioniertes SUV mit einer Länge von gut fünf Metern, drei Sitzreihen und einem 3.0 Liter großen Verbrenner.
Das können wir in Europa jetzt alles aus dem Gedächtnis streichen, denn der „neue“ Explorer ist ein BEV, tankt also ausschließlich Strom, hat mit knapp 4,50 m sowohl city- als auch langstreckentaugliche Dimensionen und er basiert antriebstechnisch auf dem MEB-System von Volkswagen, Audi, etc. Wer jetzt allerdings denkt, hier bekommt man schlichtes Copy-Paste, irrt sich.
Das Design
Die Proportionen des Explorer sind – wie wir finden – bestechend schön. Das äußere Erscheinungsbild nicht nur für sein Segment ein echter Hingucker. Und zwar nicht wegen irgendwelcher Designspielereien, sondern wegen des eher reduzierten Looks. Klare Linien und kurze Überhänge sind nicht nur gut für die Optik, sie sorgen auch für einen langen Radstand und somit viel Platz im Innenraum. Der geschlossene Kühlergrill unterstützt die erwachsene Optik zusätzlich und bietet sich so geradezu zur Präsentation des aufgefrischten, doch immer noch ikonischen Ford-Logos an. Darüber findet sich das schwarze Kunststoffelement, dass einerseits die beiden Leuchten zu einer optischen Einheit verbindet und andererseits den Explorer-Schriftzug in einzelnen Buchstaben trägt. Räder zwischen 19 und 21 Zoll lassen dem Käufer die Option, deb ohnehin „stämmigen“ Look noch weiter zu verstärken. Das Heck nimmt die Gestaltungselemente auf: Auch hier sind die markanten Leuchten mit ihrer schicken Lichtsignatur durch ein Kunststoffband mit Explorer-Schriftzug verbunden.
Das Interieur
Im Inneren sticht zunächst der großformatige Zentralbildschirm ins Auge. Auf 14,6 Zoll Diagonale, also gut 37 cm hat hier Fords Infotainmentsystem namens SYNC viel Platz. Alle wesentlichen Funktionen wie Heizung, Klima und Sitzheizung lassen sich über den unteren Bereich des Bildschirms steuern. Für die Lautstärke des Infotainments gibt es darunter einen berührungsempfindlichen Slider, dazu Tasten für die Kameraaktivierung sowie den Warnblinker.
Und ab hier beginnt die Staufach-Orgie. Listen wir die Möglichkeiten mal der Reihe nach auf: Ein Fach, in dem zwei Smartphones induktiv geladen werden können. Zwei ordentlich dimensionierte Cupholder und die sogenannte Mega Console, die satte 17 Liter Platz bietet. Selbst große Wasserflaschen passen hier aufrecht hinein und selbstverständlich auch Notebooks, Tablets und andere Dinge, die nicht jeder sehen soll. Doch damit nicht genug: Der Zentralbildschirm lässt sich manuell um bis zu 30 Grad nach oben anwinkeln und eröffnet dabei ein weiteres Fach, den sogenannten „Private Locker“. Hier kann man auch ruhigen Gewissens mal Wertsachen verstauen, denn schiebt man den Schirm nach unten und schließt das Fahrzeug ab, dann ist auch dieses Staufach mechanisch fest verriegelt. Innen gibt es hier zwei USB-C-Anschlüsse, zwei weitere für die Fondpassagiere finden sich hinten in der Mittelarmlehne.
Schicke beheizbare Vordersitze mit integrierten Kopfstützen gibt es schon in der Standardvariante, dann mit einem Mix aus Stoff und Sensico, dahinter verbirgt sich ein Kunstleder mit sehr hochwertiger Anmutung. Die Premium-Ausstattung ist komplett in Sensico ausgeführt. Optional gibt es auch noch eine Sitzvariante
mit AGR-Siegel (Aktion Gesunder Rücken), diese haben dann separate, verstellbare Kopfstützen. Die Premium-Variante bietet im Interieur außerdem noch eine Ambientebeleuchtung.
Das alles liest sich nicht nur gut, beim Termin im Fotostudio konnten wir auch bereits in einem der Vorserienmodelle Platz nehmen. Alle Bedienelemente liegen bestens zur Hand und das Raumgefühl ist großzügig, mit dem optionalen, riesigen Panoramadach sogar richtig beeindruckend. Von diesem haben natürlich die Hinterbänkler mehr und die werden noch zusätzlich verwöhnt, denn in die C-Säulen sind Fenster eingearbeitet, die den Ausblick zur Seite ermöglichen.
Noch ein paar Worte zum Kofferraum: Dieser bietet im Normalzustand bereits 450 Liter Volumen. Die Ladeebene kann in einer höheren Position montiert werden, um dann mit umgelegten Sitzen eine ebene Ladefläche zu bekommen. Durch das Umklappen steigt das Volumen dann auf beeindruckende 1400 Liter. Dazu gibt es einen kleinen „Frunk“ unter der vorderen Haube. Dieser ist allerdings gerade mal groß genug für ein Reifenreparaturset. Das Ladekabel muss also im Kofferraum bleiben.
Antrieb nach Maß
In Sachen Batteriekapazität und genauen Ladeleistungen wollte sich Ford zum Fototermin noch nicht in die Karten schauen lassen, wir gehen aber von Werten aus, die sich am oberen Leistungsspektrum des MEB-Baukastens orientieren. 11 kW an AC sind schon mal verbrieft und in Sachen DC tippen wir mal auf bis zu 170 kW. Die Batterie sitzt, wie zu erwarten, im Unterboden und ist flüssiggekühlt bzw. temperiert, was auch eine Vorkonditionierung ermöglichen sollte. Als Mitgründer des IONITY-Konsortiums können Fahrer des neuen Explorer dieses Schnelladenetzwerk übrigens zu besonders günstigen Konditionen nutzen.
Auch wenn wir in Sachen Kapazität und Ladeleistung noch warten müssen, gibt es zumindest harte Fakten in Sachen Antrieb, denn hier stehen drei Optionen zur Wahl. Zwei Versionen mit jeweils einem permanenterregten Synchronmotor und Heckantrieb bieten 125 bzw. 210 kW Maximalleistung. Das Topmodell befeuert mit einem zusätzlichen Asynchronmotor auch die Vorderachse und stellt bis zu 250 kW zur Verfügung. Das kann man sich dann schon mal auf der Zunge zergehen lassen. Vier bzw. fünf Fahrmodi erlauben die Anpassung an die jeweilige Situation. Normal, Sport, Eco und Individual stehen bei den hecktrieblern zur Wahl, die Allradvariante bietet zusätzlich den Modus Traction“, der Name spricht für sich.
Viel, viel Assistenz
Klar, ohne Assistenzsysteme geht es heute nicht mehr, schon wegen der entsprechenden Anforderungen bei der NCAP-Bewertung. Zwei Highlights wollen wir dennoch rausgreifen. 12 Ultraschallsensoren, fünf Kameras und drei Radargeräte ermöglichen neben der üblichen Vielfalt Features wie den „Assisted Lane Change“. Bei diesem genügt es, bei aktivierter Spurhalte-Funktion den Blinker zu setzen, den Rest übernimmt dann der Ford. Der „Clear Exit“ Assistent hingegen vermeidet Kollisionen mit Radfahrern oder anderen Verkehrsteilnehmern, wenn man die Türen öffnet. Erkennen die Sensoren entsprechenden Verkehr, warnt der Explorer durch optische und akustische Hinweise.
Preise und Verfügbarkeit
Wir müssen zugeben, dass uns der erste Eindruck des neuen Explorer sehr überzeugt hat. Vom Styling über die Ausstattung bis hin zu den Antriebskonzepten hat Ford da ein wirklich spannendes Paket geschnürt, dem wir an dieser Stelle einfach mal großen Erfolg prognostizieren. Bestellen wird man den Explorer dann wohl schon bald, denn die Markteinführung ist für die zweite Jahreshälfte 2023 geplant. Das ist natürlich ein dehnbarer Begriff, aber gehen wir einfach mal davon aus, dass im Winter die ersten Exemplare auf unseren Straßen zu sehen sind.
Preislich beginnt der nur in zwei Versionen lieferbare Explorer bei etwa 45.000 Euro. Die Premium-Version und die leistungsstärkeren Antriebe kosten dann selbstverständlich extra. Das gleiche gilt für Features wie das Panoramaglasdach oder die Wärmepumpe.