Auf Spurensuche an der portugiesischen Küste

In der hitzig geführten Diskussion um Elektroautos, speziell um die Frage, ob diese in ihrer Gesamtbilanz besser oder schlechter sind als Verbrenner, gibt es viele Falschaussagen. Wir haben uns exemplarisch mal mit dem Mercedes EQC auf Spurensuche begeben und dabei noch etwas für die Umwelt getan.

Das Elektroauto in seiner Darreichungsform mit einer Batterie ist nicht unumstritten. Viele Aussagen, teils basierend auf alten Studien, unterstellen dem E-Mobil, dass es schon bei der Produktion einen so großen Nachteil in Sachen CO2-Produktion hat, dass es diesen „Rucksack“ im Laufe seiner Lebenszeit nicht abtragen kann. Stimmt das? Machen wir uns an eine zeitgemäße Betrachtung.

Schwere Geburt?

Elektroautos brauchen für die Fortbewegung Strom. Kommt dieser aus einer Batterie und ist diese zudem noch groß, so ist vermeintlich bei der Produktion jede Menge CO2 entstanden. Also nehmen wir uns für unsere Betrachtung auch ein großes Auto, nämlich den brandneuen Mercedes-Benz EQC. Gerade hat dieses Modell erfolgreich den 360-Grad-Umweltcheck abgeschlossen. Das Ergebnis wurde vom TÜV Süd umfassend geprüft. Der Umweltcheck basiert auf einer Ökobilanz, bei der die Umweltwirkungen des Pkw über den gesamten Lebenszyklus, von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Verwertung, untersucht werden. Dabei kommen dem EQC 400 4MATIC dauerhaft lokal emissionsfreies Fahren und die hohe Effizienz des elektrischen Antriebsstrangs zu Gute. Es zeigt sich jedoch auch: Ausschlaggebend insbesondere für die CO2-Bilanz ist der Strom-Mix für den Fahrbetrieb.

„Wird der Fahrstrom regenerativ gewonnen, kann beim EQC der CO2-Fußabdruck nahezu halbiert werden“

Schauen wir uns die Energiebilanz im Detail an: Exemplarisch setzen wir hier eine Gesamtfahrleistung von 200.000 km an. Aktuell werden bei der Herstellung des EQC 16,4 Tonnen CO2 emittiert. Erfolgt das Laden seiner Batterien mit dem EU-Strom-Mix, kommen über die gesamte Laufzeit weitere 16 Tonnen hinzu. Insgesamt liegt die emittierte CO2-Menge dann bei 32,4 Tonnen. Wird der Fahrstrom jedoch regenerativ gewonnen, werden im Lebenszyklus (Pkw-Herstellung, Fahrstrom-Verbrauch, End of Life) des EQC nur noch weitere 0,7 Tonnen CO2 zusätzlich zur Herstellung emittiert. Die CO2-Gesamtemissionen liegen dann bei 17,1 Tonnen CO2: Mit der Nutzung sauberen Stroms zum Laden der Batterien kann beim EQC der CO2-Fußabdruck nahezu halbiert werden.

Ressourcen? Schonen!

Das Leergewicht des EQC 400 4MATIC beträgt 2.420 Kilogramm. Der größte Anteil davon entfällt mit 39 Prozent auf Stahl und Eisenwerkstoffe, gefolgt von Leichtmetallen (23 Prozent) und Polymerwerkstoffen, also Kunststoffen (18 Prozent). Schon heute wird der Einsatz von ressourcenschonenden Materialien wie Kunststoffrezyklaten und nachwachsenden Rohstoffe in den Fahrzeugen kontinuierlich erweitert. So besteht der neu für den EQC entwickelte, hochwertige Sitzbezugsstoff „Response“ zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen. Zudem werden Kunststoffrezyklate auch in der Verkleidung der Ersatzradmulde oder den Abdeckungen der Motorraumunterseite verwendet. Nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Kenaf, Wolle und Papier kommen ebenfalls zum Einsatz. Die Fasern der Kenaf-Pflanze werden z.B. in der Laderaumverkleidung und Papier als Papierwabenkern im Ladeboden eingesetzt. Beim neuen EQC werden insgesamt 100 Bauteile zuzüglich Kleinteilen wie Druckknöpfen, Kunststoffmuttern und Leitungsbefestigern mit einem Gesamtgewicht von 55,7 Kilogramm anteilig aus ressourcenschonenden Materialien hergestellt.

Zweites Leben für Batterien

Bei der CO2-Betrachtung geht man oft fälschlicherweise davon aus, dass das Leben einer Batterie nach ihrem Einsatz im Auto endet. Das kann der Fall sein, wenn sie eine gewisse Kapazität unterschreitet und so nicht mehr für den mobilen Alltag taugt. Doch der Lebenszyklus einer Plug-in- oder E-Fahrzeug-Batterie muss nicht mit dem Automobilbetrieb enden, sie lassen sich für stationäre Batteriespeicher weiterverwenden. Bei dieser Anwendung kommt es auf geringe Leistungsverluste nicht an, sodass ein wirtschaftlicher Betrieb im stationären Bereich für schätzungsweise mindestens zehn weitere Jahre möglich ist. Durch die Weiterverwendung der Lithium-Ionen-Module lässt sich deren wirtschaftliche Nutzung also quasi verdoppeln. Der erste 2nd-Life-Batteriespeicher aus gebrauchten Fahrzeug-Batterien ging übrigens bereits im Oktober 2016 im westfälischen Lünen ans Netz.

Faktor Fahrer

Auch wenn der Strom aus regenerativen Quellen kommt, ist es schön, möglichst wenig davon zu verbrauchen. Diesem Ansinnen kommt der EQC in vielfältiger Weise entgegen. Der EQC unterstützt seinen Fahrer durch verschiedene Fahrprogramme mit unterschiedlicher Charakteristik. Das Highlight des neuen MAX RANGE Fahrprogramms ist das haptische Fahrpedal, welches den Fahrer beim ökonomischen Fahren leitet. Darüber hinaus hat der Fahrer die Möglichkeit, die Rekuperationsleistung über Schaltwippen, so genannten Paddles, hinter dem Lenkrad zu beeinflussen.

Dass Sparen nicht unbedingt Verzicht bedeutet, beweist der EQC ebenfalls. Er trägt an Vorder- und Hinterachse je einen kompakten elektrischen Antriebsstrang und hat damit die Fahreigenschaften eines Allradantriebs. Die Asynchron-Maschinen haben eine gemeinsame maximale Leistung von 300 kW, was den eleganten Mercedes zu beachtlichen Fahrleistungen befähigt. Der Spurt auf die 100er-Marke ist in gerade mal 5,1 Sekunden absolviert und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 km/h elektronisch begrenzt. Kernstück der Energieversorgung im EQC ist die im Fahrzeugboden angeordnete Lithium-Ionen-Batterie. Mit 80 kWh Energieinhalt versorgt sie das Fahrzeug unter Einbeziehung einer ausgeklügelten Betriebsstrategie und kann so eine elektrische Reichweite von bis zu 471 km ermöglichen.

Fazit

Mit ökologischen Betrachtungen von Elektroautos wird zurzeit viel Meinungsmache betrieben. Wenn man sich die Zahlen einmal realistisch anschaut und vor allem auch die Fertigung in die Kalkulation mit einbezieht, entsteht ein ganz anderes Bild. Und bei dieser Betrachtung sind wir noch lange nicht am Ende angekommen, da sich die Produktionsprozesse kontinuierlich verbessern. Perspektivisch betrifft das zum Beispiel den Bezug von CO2-neutraler Energie für die Produktion. Mercedes-Benz will dies schon ab 2022 erreichen. Bis dahin sollen alle europäischen Werke CO2-neutral produzieren.