Der Opel Ampera-e wird sehnsüchtig erwartet. Nun rollen die ersten Exemplare des bezahlbaren Reichweitenkönigs vom Band, und zwar in Detroit. Wir haben uns vor Ort die Produktion angeschaut und einen Blick in das Batterielabor geworfen. Und ganz zum Schluss konnten wir sogar noch eine kurze Mitfahrt in einem der ersten Modelle ergattern.

Die Fertigung des Opel Ampera-e erfolgt in Detroit, zusammen mit dem Konzernbruder Chevrolet Bolt

Die Fertigung des Opel Ampera-e erfolgt in Detroit, zusammen mit dem Konzernbruder Chevrolet Bolt

2017 ist Opels elektrischer Neuzugang, der Ampera-e sicherlich eines der heißesten Eisen im langsam boomenden Markt der Elektrogefährte. Das hat er natürlich zunächst einmal seiner beeindruckenden Reichweite zu verdanken. Satte 500 Kilometer laut der etwas unrealistischen Prüfung nach dem NEFZ-Verfahren, aber immerhin noch um die 400 Kilometer, die der Stromer aus Rüsselsheim unter Realbedingungen mit einer Akkuladung zurücklegen kann – das beeindruckt. Wir hatten kürzlich Gelegenheit, einen Blick auf die Montage des Ampera-e zu werfen und zwar in Detroit, denn auch das deutsche Derivat des Chevrolet Bolt wird dort gefertigt.

Ampera-e am laufenden Band

Zunächst einmal das Beeindruckendste: Der Ampera-e und natürlich auch das US-Modell Cevroet Bolt, werden, zusammen mit anderen Typen an einem Band gefertigt. Die flexible Montagelinie ermöglicht es, die Stromer mal eben so mit den (pfui) Verbrennern mitlaufen zu lassen. Der clevere Roboter rollt just in time ein Batteriepack unter die Montagelinie, beim Fahrzeug danach ist es dann schon wieder ein Verbrenner. Das hat Charme, denn so lässt sich, entsprechend der Nachfrage, die Produktion ganz nach Wunsch hochfahren. Ähnlich sieht es hinterher bei der „Hochzeit“ aus, wo Fahrgestell und Karosserie vereint werden, auch hier mischen sich die Elektromobile bunt in die Reihe. Gefühlt waren es übrigens nicht einmal wenige Elektroautos, die zum Zeitpunkt unseres Besuches in der Produktion ihre Kreise zogen.

Hier werden Batterie und Karosserie des Opel Ampera-e "verheiratet"

Hier werden Batterie und Karosserie des Opel Ampera-e „verheiratet“

Doch in Detroit passiert noch mehr, denn General Motors, der Mutterkonzern von Opel, hat hier auch ein beeindruckendes Entwicklungslabor zum Thema Batterien. Kein Wunder, schließlich ist das Thema für GM nicht neu. 1996, also vor zwanzig Jahren, bauten die Amerikaner mit dem EV1 ihr erstes Serien-Elektroauto, auch wenn die insgesamt gefertigte Stückzahl mit etwas mehr als 1.100 Exemplaren nicht wirklich beeindruckend war. Der damalige Entwurf war eine Reaktion auf ein strenge Gesetzgebung des Staates Kalifornien, die schon damals einen Mindestanteil an Elektrofahrzeugen an den Gesamtzulassungen forderte. Der EV1 hatte immerhin schon 140 Meilen Reichweite, kannte Features wie Vorklimatisierung und besaß eine akustische Warneinrichtung für Fußgänger. Das kommt uns alles irgendwie bekannt vor, oder?

Im Ampera-e steckt viel Erfahrung in Sachen Batterie

Diese Historie ist mit ein Grund für die höchst effiziente Batterie im Ampera-e. Aus vielen, flachen Zellen (Pouches) zusammengesetzt, die der koreanische Konzern LG herstellt, entsteht in Michigan die satte 60 kWh fassende Batterieeinheit des Opel. Die über die Jahrzehnte gesammelte Erfahrung in Sachen Fertigung, Kühlung im Betrieb und vor allem der Einbeziehung der Batterie als Teil der Konstruktion des Autos führt zu der höchst effizienten Integration des Energieträgers in das Karosseriekonzept. Ein großer Teil des Unterbodens ist schlicht und ergreifend Batterie. Den Passagieren kommt die Konstruktion in Form von viel Platz zugute. Den Konstrukteuren kam es gelegen, dass das etwa 400 Kilo schwere Leistungspaket als integraler Bestandteil des Fahrzeugs genutzt werden kann. Insgesamt kommt der Ampera-e so auf 1.660 Kilogramm – „vollgetankt“, versteht sich.

Letztes Detail: Der Schriftzug des Opel Ampera-e

Letztes Detail: Der Schriftzug des Opel Ampera-e

Einmal mitfahren bitte

Bis zur offiziellen Fahrvorstellung des Opel Ampera-e dürften noch ein paar Tage vergehen, die ersten Fahrzeuge sind für die intensive Erprobung konzipiert. Aber eine Mitfahrt konnten wir immerhin schon mal genießen. Zwar nur auf dem großzügigen Parkplatz vor der Fertigung, aber immerhin. Man kann dem Ampera-e eine sehr gute Fahrwerksabstimmung bescheinigen, trotz diverser Schlaglöcher fuhr es sich als Passagier sehr angenehm. Auch lästige Geräusche waren nicht zu hören, obwohl die Karossiere ob der Bodenunebenheiten ganz ordentlich in Bewegung geriet. Beeindruckend, wie bei fast allen Elektroautos: Die Beschleunigung aus dem Stand. In Verbindung mit der nicht vorhandenen bzw. kaum wahrnehmbaren Geräuschentwicklung verspricht der elektrische Opel ein sehr angenehmes Fahrverhalten.

In Norwegen ist der Ampera-e schon bestellbar

Die Markteinführung in Europa erfolgt zeitversetzt, zunächst in den Märkten, die hohes Potenzial in Sachen E-Mobilität bieten. Seit ein paar Tagen kann der Ampera-e bereits in Norwegen bestellt werden, die dortigen Preise von umgerechnet 34.000 Euro lassen sich aber aus steuerlichen Gründen nicht direkt auf den deutschen Markt übertragen. Aber keine Panik, Deutschland gehört zu den nächsten Ländern, in denen der Reichweitenkönig erhältlich sein wird.